TK-Distributor Komsa AG

Neustart mit toxischen Nebenwirkungen

10. Februar 2022, 13:04 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Kein Amt, aber immer noch Macht

Komsa
Zum 25-jährigen Firmenjubiläum 2017 bekam Komsa-Gründer Gunnar Grosse eine große Feier, hier mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Komsa-Mitbegründer Jürgen Unger blieb der Feier demonstativ fern.
© Komsa

Offiziell bekleidet der Schwede heute gar kein Amt mehr bei der Komsa AG. Er ist formal nicht einmal mehr Eigentümer. Er ist es seit 2013 nicht mehr, als er die Mehrheitsanteile am Unternehmen einer Stiftung in Liechtenstein übertragen hatte. Stiftungszweck der Gunnar Grosse Foundation in Vaduz: „Die nachhaltige, generationsübergreifende Sicherung der Unabhängigkeit der Beteiligung […] zu Gunsten des in der Stiftungszusatzurkunde bezeichneten Begünstigtenkreises, bestehend aus Mitgliedern der Familie des Stifters Gunnar Grosse“. Grosse hat drei erwachsene Töchter und einen  Sohn. Veräußern darf die Stiftung die Anteile erst nach Ablauf von zehn Jahren, also frühestens im kommenden Jahr.

Kein Familienunternehmen mehr
Nach wie vor hat der Unternehmensgründer einen großen Einfluss auf die Geschicke seines von ihm ohne Zweifel beeindruckend aufgebauten Lebenswerks Komsa. Mit dem Distributor sind schließlich viele Mitarbeiter mit ihren Familien im strukturschwachen Sachsen zu Wohlstand gekommen, haben Häuser gebaut und sich tatsächlich als „Komsa-Familie“ verstanden – auch wenn Komsa eigentlich schon seit 2017 mit dem Ausscheiden der Gründer und der Übergabe der Führungsverantwortung an ein Management kein Inhaber geführtes Familienunternehmen mehr ist. Niemand würde bei BMW oder Continental von Familienunternehmen sprechen, nur weil die Mehrheit der Aktien dieser Unternehmen von Familien gehalten wird.

Frust sitzt tief
In seiner Selbstwahrnehmung  bemüht Komsa noch immer den Geist der Komsa-Familie. Der externe CEO, der 50-jährige Pierre-Pascal Urbon, rekurriert auf diese „einzigartige Unternehmenskultur und dem unglaublichen Teamzusammenhalt in diesen schwierigen Zeiten“. Das mögen Komsianer anders sehen, die den TK-Distributor verlassen haben, verlassen mussten oder noch verlassen werden. Darunter einige, die lange Jahre dabei waren, zum Wettbewerb wechselten oder der ITK-Branche den Rücken kehren werden, wie eine Führungskraft gegenüber ICT CHANNEL bestätigt hat. Ihren Namen will sie nicht in der Presse lesen.

Ob der Mann auf dem Fahrrad ein Komsa-Mitarbeiter ist, der letzten August nachts in roten Buchstaben „Lügner“ auf den Boden der Hofeinfahrt gesprüht hatte? Es könnte ein frustrierter Zeitarbeiter gewesen sein, dessen Vertrag womöglich nicht verlängert wurde, versucht Komsa offiziell zu beschwichtigen. Im Whatsapp-Gruppen von Komsianern machte das Bild schnell die Runde, wurde auch einigen Herstellerpartnern durchgesteckt. Urbon und Vorstand Steffen Ebner schweigen dazu.

Ein anderer Komsa-Weg
ITK-Handel ist People Business. Vor allem bei Wahlen der Channelpresse zu den besten Distributoren betonen die Prämierten immer wieder, wie wichtig persönlicher Kontakt zu Resellern und nicht zuletzt zu den Herstellern der Grossisten ist. Ein ehemaliger Komsa-Mitarbeiter zitiert Gunnar Grosse; für ihn ist und bleibt der Schwede in seiner Wahlheimat Sachsen ein großes Vorbild: Mit jedem Mitarbeiter, der die Firma verlasse, verlasse die Firma Know-how und auch ein Stück weit Geschäft, sagt er.

Das kann weder im Sinne von Grosse und seinem Komsa-Chef sein, der nun auf den Schultern eines TK-Riesen sitzt und ihn in „ein Jahrzehnt der Möglichkeiten“ führen will, wie es der optimistische Urbon ausdrückt. Es wird ein anderer Komsa-Weg sein als jener, den die so unterschiedlichen, aber vielleicht auch deshalb erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten Gunnar Grosse und Jürgen Unger beschritten hatten – allen Krisen und Kritikern zum Trotz.

Was plant Komsa-Chef Urbon, wie sieht er den von ihm angestoßenen Umbau des TK-Distributors? Lesen Sie das Interview mit CEO Pierre-Pascal Urbon und COO Steffen Ebner lesen Sie hier ...

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