Das Risiko gehackter Wahlen

Politikers Werk und Hackers Beitrag

5. Juli 2017, 11:14 Uhr | Autor: Julian Totzek-Hallhuber / Redaktion: Diana Künstler
© Igor Stevanovic - 123RF

Seit es Wahlen gibt wird versucht, diese zu manipulieren. Wurde im alten Rom noch bestochen und gewaltsam eingeschüchtert, eröffnet die Digitalisierung vollkommen neue Wege für Manipulatoren. Sind auch unsere Wahlen in Deutschland im September 2017 gefährdet?

Die ersten Parteien veröffentlichen bereits ihre Wahlprogramme für die Bundestagswahl im Herbst 2017. Bereits seit es Wahlen gibt wird versucht, diese auch zu manipulieren. Wurde im alten Rom noch bestochen und gewaltsam eingeschüchtert, um Wahlen zu beeinflussen, eröffnet die Digitalisierung vollkommen neue Wege für Politikmanipulatoren. Diese werden auch eifrig genutzt, wie die Cyber-Angriffe vor den Präsidentschaftswahlen in den USA und Frankreich zeigen. Nun stellt sich die Frage, ob auch unsere Wahlen in Deutschland im September gefährdet sind?

Julian Totzek-Hallhuber, Solution Architect beim Anwendungssicherheits-Spezialisten Veracode, zeigt im Folgenden einige kuriose Fälle von Politik-Hacking auf und geht näher auf die Gefahren für unsere anstehende Wahl ein:

Putins Cyberkrieger
FBI und CIA kommen zu dem Schluss, dass russische Hacker sich vor der US-Wahl mittels Phishing von Passwörtern Zugang zu zehntausenden E-Mails von Hillary Clintons Wahlkampf-Manager verschafften. Die Mails wurden anschließend auf WikiLeaks veröffentlicht. Julian Assange, Gründer der Enthüllungsplattform, sagte, die Quelle der Dokumente sei keine staatliche Stelle. Für NSA-Direktor Mike Rogers ist die Situation dennoch klar: Russland steckt hinter der Online-Spionage, mit der Absicht die Wahl zu Gunsten Donald Trumps zu beeinflussen.

Angriffe auf das US-Wahlsystem sind nichts wirklich Neues
Im Juni 2016 haben Hacker persönliche Informationen von bis zu 200.000 Wählern in Illinois erbeutet. Die Cyber-Attacke auf eine Datenbank mit Informationen registrierter Wähler könne aus dem Ausland kommen, vermuteten damals die Verantwortlichen. Bereits 2006 konnten Mitarbeiter des Illinois Ballot Integrity Project (IBIP) in die Wählerdatenbank der Stadt Chicago eindringen, in der sich persönliche Daten von über 1,3 Millionen wahlberechtigten Bürgern befanden. Hacker hätten den Status von Wählern verändern können, die Zuordnung der Wähler zu bestimmten Wahlbezirken oder Wahllokalen ändern oder direkt die ganze Datenbank löschen können.

Macron-Leaks
Kurz vor der Stichwahl um das französische Präsidentenamt zwischen Emanuel Macron und Marine Le Pen wurden E-Mails und andere vertrauliche Daten des jetzigen Präsidenten veröffentlicht. Wer tatsächlich hinter dem Cyber-Angriff steckt, ist noch ungeklärt. Nicht wenige sehen die russische Hacker-Gruppe Pawn Storm alias Fancy Bear oder APT28 in der Verantwortung, eventuell sogar im Auftrag der russischen Regierung. Die ungefähr neun Gigabyte umfassenden Daten waren erst anderthalb Tage vor der Wahl auf der Textsharing-Plattform Pastebin.com veröffentlicht worden. Allerdings geschah der Hack laut Macrons Team schon einige Wochen vor der Wahl.

Wahl-Hacking in Lateinamerika
Über einen Zeitraum von acht Jahren manipulierte Andrés Sepúlveda Wahlen in mehreren Ländern Süd- und Mittelamerikas. Vom kleinen Hacker arbeitete sich der Kolumbianer in die Top-Riege der Cyber-Krieger hoch. Er und sein Expertenteam mischten sich in Präsidentenwahlen unter anderem in Panama, Kolumbien, Costa Rica und Venezuela ein. Seinen größten Auftrag hatte Sepúlveda 2012 in Mexiko. Für ein Honorar von 600.000 US-Dollar verhalf er Peña Nieto mit Fake News und Cyber-Spionage zum Gewinn der Präsidentschaftswahl. Aktuell verbüßt Sepúlveda eine zehnjährige Haftstrafe.

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