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Expertenkommentar

Smart-Grid-Technologien: Perspektiven - Positionen

7. November 2012, 10:21 Uhr | Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Smart-Grid – mehr als ein intelligentes Netz

Die vielleicht am weitesten gehende technische Veränderung geht von der starken Zunahme dezentraler Elemente in der elektrischen Energieversorgung aus. Darunter fallen sowohl die dezentrale Erzeugung als auch die Automatisierung der Sekundärverteilungsebene und vor allem auch alle Arten von eingebundenen Komponenten, wie elektronische Zähler oder Einrichtungen zur Lastbeeinflussung.

Im Vergleich zur traditionellen elektrischen Energieversorgung, in der in einem Land wie Deutschland rund 10.000 Komponenten – Kraftwerke und Schaltanlagen – in die Systemautomatisierung einbezogen waren, sprechen wir hier von bis zu 100 Millionen Komponenten. Ihre Integration in die Systeme wird voraussichtlich technische und vor allem organisatorische Ansätze erfordern, die wir heute eher aus dem Mobilfunk kennen, wobei gleichzeitig den besonderen Anforderungen der elektrischen Energieversorgung im Hinblick auf Echtzeitbetrieb und Versorgungssicherheit Rechnung getragen werden muss.

Wichtig scheint mir unterm Strich der Hinweis, dass ein Smart-Grid deutlich mehr ist als ein intelligentes Netz. Als ganzheitliches, intelligentes Energieversorgungssystem umfasst es den Betrieb von aktiven Energieverteilungsnetzen und Energieübertragungsnetzen mit neuen IKT-basierenden Technologien zur Netzautomatisierung und bezieht zentrale sowie dezentrale Energieerzeugungseinrichtungen und Speicher bis hin zu den Verbrauchern mit ein, um insgesamt eine bessere Vernetzung und Steuerung des Gesamtsystems zu erreichen.

Die Umsetzung ist eine gewaltige Aufgabe, aber Deutschland hält in vielen erforderlichen Technologiefeldern eine führende Position. Da auch andere Länder bei Smart-Grids hoch engagiert sind, müssen sich Deutschland und Europa bei der Umsetzung allerdings sputen, um die Spitzenposition zu behalten.