Special Kabelmesstechnik: Datenfluss garantiert

22. April 2010, 15:00 Uhr | Markus Kien

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zwei Testverfahren: Zertifizierung versus Validierung

Es haben sich im Wesentlichen zwei grundlegende Verfahren etabliert: Die Zertifizierung, mit deren Hilfe die Einhaltung bestimmter Standards nachgewiesen und durch ein Zertifikat bescheinigt wird und die Validierung. Letztere, oft auch Verifizierung oder Qualifizierung genannt, gilt als objektiver Nachweis, dass die Fähigkeiten ausreichen, um im praktischen Einsatz reproduzierbar die gestellten Anforderungen zu erfüllen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: An der Zertifizierung einer Datenverkabelung führt kein Weg vorbei, wenn es sich um große Netze handelt, wenn der Endkunde ein Zertifikat nach den oben aufgeführten Standards und/oder eine Gewährleistung auf die Verkabelung erwartet.

Für diese Zertifizierung werden Zertifizierungs- Kabeltester benötigt, die sich preislich, je nach Ausstattung und Konfiguration, bei 7.000 bis über 10.000 Euro bewegen. Einer dieser typischen Kabeltester ist der Wirescope Pro von Agilent (Vertrieb Psiber Data, www.psiberdata.com).

Diese Geräteklasse besteht aus zwei Handgeräten, die an die jeweiligen Enden der Übertragungsstrecke, dem „Permanent Link“, angeschlossen werden. In diesen Handgeräten steckt Messtechnik vom Feinsten, wie beispielsweise ausgewachsene Vektoranalysatoren, die bis vor kurzem nur in gut ausgestatteten Labors zu finden waren.

Mit solchen Vektoranalysatoren wird das Vierpolverhalten der Twisted- pair-Adern, das heißt der Frequenzgang (somit die Dämpfung) und die Phasenverschiebung bis hin zu Frequenzen von 1 GHz ausgemessen.

Erschwerend kommt bei Datenkabeln hinzu, dass in einem Kabel vier Paare, also vier solche Vierpole vereint sind, die auch noch untereinander wechselwirken. Das kann sich wiederum im Übersprechen (cross talk) der Signale äußern.

Bei sehr hohen Datenraten, ab 1 GBit/s führt schließlich sogar das Fremdübersprechen (alien cross talk) von parallel verlegten Kabeln untereinander zu Störungen, die messtechnisch erfasst werden müssen.

Zertifizierungstester enthalten in allen Fällen zusätzlich eine Reihe weiterer Messmodule wie zum Beispiel Time Domain Reflektometer (TDR) zur Längen- und Laufzeitbestimmung sowie Widerstandsmatrizen zur Überprüfung des Verdrahtungsplans.

Typischerweise beinhalten jedoch die am Markt gängigen Geräte keine aktiven Netzwerktests wie Pingen, PoE oder Link-Aufbau. Eine gewisse Ausnahme stellt hier der Wirescope Pro dar, der mittels Firmware-Upgrade auch zum leistungsfähigen Netzwerktester erweitert werden kann. Ansonsten führen die Zertifizierungstester lediglich rein analoge Testmessungen nach Norm auf der physikalischen Kabelebene durch.


  1. Special Kabelmesstechnik: Datenfluss garantiert
  2. Zwei Testverfahren: Zertifizierung versus Validierung
  3. Sicheren Betrieb nachweisen
  4. Praxis-Check mit Validatoren
  5. Zusammenfassung und Fazit
  6. JDSU: Validator NT 955
  7. Bluelight Technologies: Datenströme analysieren
  8. Agilent: Wirescope Pro
  9. Psiber Data: Netzwerktester mit deutscher Menüführung
  10. Ideal Industries: Schnelle Prüfung von LAN-Strecken

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