Google hat die Digitalisierung geprägt wie kaum kein anderer Anbieter. Im Interview erklärt Cloud-Managerin Petra Sonnenberg, wie sich der Digital Workplace hierzulande entwickelt und warum viele Unternehmen zu problemorientiert denken.
funkschau: Frau Sonnenberg, aller Anfang ist schwer. Wo können Unternehmen angreifen, um den Arbeitsplatz der Zukunft auf den Weg zu bringen?
Petra Sonnenberg: Entscheidungsträger unterscheiden aus vermeintlichen Kostengründen oftmals noch zwischen Arbeitnehmern, die am PC arbeiten und denjenigen ohne Computerarbeitsplatz. Doch gerade die sogenannten Floorworker stehen täglich im direkten Kontakt mit Kunden, Partnern und Lieferanten. So erhalten sie Informationen aus erster Hand, welche für das Unternehmen von immenser Bedeutung sein können. Smartphones und Tablets reichen völlig aus, um diese Mitarbeiter kommunikativ und kollaborativ einzubinden. Erst eine dezidiert digitale Kultur ohne Hürden für Kommunikation und Zusammenarbeit macht den Weg frei für neue Lösungs- und Verbesserungsansätze sowie die kontinuierliche Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Innovationen.
funkschau: Können Sie näher auf die Technologien eingehen, die diese Entwicklung vorantreiben?
Sonnenberg: Cloudbasierte Lösungen, die ein sicheres und zuverlässiges Zusammenarbeiten sämtlicher Mitarbeiter und Funktionen ermöglichen, verändern die Art und Weise der Zusammenarbeit schon heute. Die Entwicklungen in diesem Bereich unterliegen, wie auch generelle Innovationen in der Arbeitswelt, einem konstanten Verbesserungsprozess. Unter anderem birgt maschinelles Lernen viel Potenzial, um in Zukunft noch effizienter zu arbeiten.
Ein kleines Beispiel dazu sind unsere „intelligent antwortenden E-Mails“. Basierend auf der Analyse durch sogenannte neurale Netzwerke können Nutzer mit Hilfe von vorgefertigten Textbausteinen auf eingehende E-Mails antworten. Dies passt nicht immer, aber in vielen Fällen reicht ja ein knappes „danke, hab ich verstanden” oder „ok, ich kümmere mich darum”.
funkschau: Ist schon jedes Unternehmen bereit für die Cloud?
Sonnenberg: Digitale Transformation setzt das Arbeiten mit und in der Cloud voraus – und das nicht nur an der Schnittstelle zum Kunden, sondern auch innerhalb eines Unternehmens. Eine Studie des Global Center for Digital prognostiziert, dass vier der führenden zehn Anbieter in einem Marktsegment ihre Marktposition in den nächsten fünf Jahren verlieren werden. Ein wesentlicher Grund ist nach wie vor, dass das Thema digitaler Wandel – gerade auch auf Vorstandsebene – nicht richtig ernst genommen wird oder derzeit noch keine Rolle spielt.
In meiner täglichen Arbeit sehe ich aber auch, dass immer mehr deutsche Unternehmen diese Herausforderung verstanden haben, die großen Chancen darin sehen und derzeit nach der besten Umsetzungsstrategie suchen.
funkschau: Welche Rolle kommt dabei den Mitarbeitern im Unternehmen zu?
Sonnenberg: Mitarbeiterzufriedenheit ist eine extrem wichtige Komponente, um in unserer immer schnelleren und komplexeren Welt Produktivität und Innovation zu sichern und zu entwickeln. Technologie kann dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie Mitarbeiter beispielsweise in die Lage versetzt, ihre Ideen in standortunabhängigen Teams zu entwickeln und gemeinsam zu verwirklichen. Eine transparente, lösungsorientierte und werteorientierte Arbeitskultur geprägt von Vertrauen und Transparenz einerseits und andererseits die technischen Möglichkeiten für eine unkompliziert schnelle und effektive Zusammenarbeit sind unersetzlich, um Zufriedenheit zu stimulieren.
funkschau: Und was wünschen Sie sich vom deutschen Markt in Hinblick auf den Arbeitsplatz der Zukunft?
Sonnenberg: Wir neigen in Deutschland eher zu einem problemorientierten Denken und schauen gerne erstmal, was nicht geht. Übertragen auf Konzerne heißt das, die seit Jahrzehnten eingetretenen Pfade und vermeintlich bewährten Standards werden aus Angst und Ablehnung lieber beibehalten, technologische Einschränkungen werden in Kauf genommen, wodurch leider auch die Entwicklung einer echten digitalen Kultur blockiert wird.
Weniger Berührungsängste, mehr Offenheit sowie Neugier und eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen, Chancen und Risiken der Cloud-Nutzung sind für zukunftsorientierte Unternehmen und Unternehmer unerlässlich.