Personalisierte Kundenansprache

Wenn die Werbung Ihr Alter kennt

13. April 2017, 15:09 Uhr | Autor: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hohe Conversion Rate

Im Gegensatz zu vielen Digital Signage-Anbietern arbeitet Advertima nicht mit Agenturen zusammen, sondern produziert die passenden Inhalte zur Lösung in Eigenregie. „Agenturen sind von gestern“, erklärt Nahvi im Gespräch mit funkschau. „Hier muss man neu denken.“ Neu denken will das Unternehmen auch in Hinblick auf Digital Signage. Das Start-up sieht sich selbst nicht als Teil der Branche, sondern will den etablierten Anbietern zeigen, „was tatsächlich möglich ist“. „Wir sagen: am PoS zählt die Real Time-Analyse“, so der CEO. Mit dieser Strategie konnte Advertima die regionale Genossenschaft Aare des Schweizer Handelsunternehmens Migros als Kunden gewinnen und im Westside-Center unter anderem ein interaktives Weihnachtsspiel umsetzen. Dieses wurde in den ersten zehn Tagen von über 3.000 Besuchern gespielt und war 95 Prozent der verfügbaren Zeit im Einsatz. Die Conversion Rate derer, die sich anschließend auf der Website registrierten, um ihr Ergebnis in einer Rangfolge anzuzeigen, lag demnach bei 32 Prozent. „Vor dem Spiel haben sich Schlangen gebildet“, zeigt sich Nahvi begeistert. „Es gibt ein definitives Bedürfnis, die digitale und die physische Welt zu verbinden.“

Noch fokussiert sich Advertima auf den Großkunden Migros, kürzlich hat das Start-up aber begonnen, eigene Akquise zu betreiben und zu expandieren. „Wir sind zuversichtlich, dass es schnell gehen wird“, sagt Nahvi. Aber schon jetzt kann das Unternehmen auf einen beachtlichen Werdegang zurückblicken. Der im Iran geborene Nahvi wollte „unbedingt ein Start-up ins Leben rufen“, gründete in der Schweiz zwei Firmen, ein Taxi-Unternehmen und eine Web-Agentur. Anschließend sollte es dann doch die technische Richtung sein und er verfolgte parallel fünf verschiedene Ideen. Darunter eine Taxi-App sowie ein Pflegemittel-Abo – schlussendlich setzte sich jedoch das Advertima-Konzept durch. „Wir haben viel probiert, viel Arbeit investiert. Dann hieß es, etwa 80 Prozent der Zeit auf das Feedback des Marktes zu warten“, so Nahvi. Das Warten hat sich für den Gründer gelohnt. Mittlerweile hat Advertima 25 Mitarbeiter und wurde vom World Web Forum in Zürich zum „Coolest Start-up 2017“ gekürt.

Besser als die menschliche Wahrnehmung

Jetzt plant das Unternehmen, weitere Kundenprojekte anzugehen, Vertriebspartner zu finden und neue Branchen zu erschließen. Demnach gebe es für die Lösung keine Limitierung, sie soll sich neben dem Handel beispielsweise für den Personentransport oder für Krankenhäuser eignen. Advertima will sich aber nicht nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe entwickeln. „Wir haben technologisch einiges vor“, gibt Nahvi einen Ausblick in die Zukunft. 2017 steht besonders im Fokus, dass das System seine Umgebung kennenlernt. So soll die Lösung den Point of Installation analysieren und sich individuell an die Gegebenheiten anpassen. Darüber hinaus werden laut dem CEO Mikrofone zur Spracherkennung hinzukommen, um via Sprache unter anderem die Nationalität der Passanten zu bestimmen. Anschließend soll es weiter an die künstliche Intelligenz gehen. Ziel sei es, dass das „System Personen letztlich besser als der Mensch wahrnimmt“, um die Conversion Rate zu maximieren.

Interessant wird bei dieser Entwicklung sein, wie die Kunden auf die personalisierte Ansprache der Werbeplattformen reagieren. Darüber hinaus bleibt es eine Herausforderung, welche personenbezogenen Informationen tatsächlich in die individuellen Inhalte fließen. Wo ein Kinoabend unkritisch ist, könnte beispielsweise ein Arztbesuch schon nicht mehr für die Ohren eines zufällig vorbeilaufenden Publikums bestimmt sein. Letztlich entscheidet laut Advertima aber die Frage, welchen Mehrwert die Lösung liefert und ob der Kunde bereit ist, für diesen zumindest einige seiner Daten herauszugeben. Unter dieser Voraussetzung ist das Potenzial entsprechender Systeme beachtlich.


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