Eine weitere Vermutung, warum Verbraucher eher den DSL-Anbieterwechsel scheuen, sind lange Verzögerungen bei der Bereitstellung des neuen Anschlusses. Auf die Frage nach den Ursachen sagten knapp die Hälfte der DSL-Provider, dass sie auf die Zuverlässigkeit der Deutschen Telekom angewiesen seien, da die Telekom die Hausanschluss-Bereitstellung, also die so genannte „letzte Meile“, plant und koordiniert. Dies geschehe jedoch nicht immer zeitnah, sondern dauere auch mal zwei Wochen oder länger.
„Da die Telekom als ehemaliger Monopolist Besitzer der Teilnehmeranschlussleitungen ist und wir diese von ihr anmieten müssen, sind wir bei allen Wechselprozessen – auch zwischen zwei alternativen Anbietern – auf die Umschaltung durch die Telekom angewiesen. In der Vergangenheit hat das immer wieder zu Problemen geführt. Seit einiger Zeit arbeiten die Wettbewerbsunternehmen mit der Telekom in einer Qualitätsinitiative. Dadurch wurden bereits Fortschritte erzielt. Hinzu kommt, dass durch die EU-Vorgaben auch in der derzeit laufenden Neuauflage des Telekommunikationsgesetzes die zeitlichen Bestimmungen beim Anbieterwechsel klar definiert werden“, so Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, der mehr als 100 deutsche TK-Unternehmen vertritt.
Das Telekommunikationsgesetz soll zukünftig auch die Verbraucherrechte stärken. Beim Festnetz soll ein unterbrechungsfreier Anbieterwechsel garantiert werden: Das abgebende Unternehmen soll durch das neue Gesetz dazu verpflichtet werden, den Kunden so lange zu versorgen, bis alle technischen und vertraglichen Details mit dem neuen Telefonunternehmen geklärt sind. Der Telefonanschluss darf maximal einen Kalendertag unterbrochen sein. Außerdem erhalten die Verbraucher ein Sonderkündigungsrecht für Telefon- und DSL-Verträge bei einem Umzug, wenn das Telekommunikationsunternehmen die bisherige Leistung am neuen Ort nicht garantieren kann.
„Hier ist eindeutig der Gesetzgeber gefragt, die geplanten Verbesserungen jetzt rasch umzusetzen“, sagt Telekommunikationsexperte Zinkgräf. „Der Anbieterwechsel muss zügiger über die Bühne gehen, und die Verbraucher sollten gesetzlich vor einer Hinhaltetaktik bestimmter Anbieter geschützt werden. Auch das würde Wechselhemmnisse abbauen und den Wettbewerb beleben.“
Die Kabelanbieter haben hier einen klaren Vorteil: Sie sind nicht auf die Deutsche Telekom angewiesen, da sie über eine eigene Infrastruktur verfügen. Diese technische Unabhängigkeit macht sich für den Verbraucher bezahlt, denn nach Angaben von Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW dauert die Bereitstellung bei ihnen etwa fünf bis acht Werktage.