In der Netzwerkverwaltung kann Künstliche Intelligenz die Arbeit von IT-Mitarbeiter:innen unterstützen. Für eine wettbewerbsfähige IT-Geschäftsstrategie sollte also überlegt werden, wo und wie KI im Unternehmen eingeführt wird.
In letzter Zeit hat die Verfügbarkeit von KI-gesteuerten Tools wie ChatGPT für Verbraucher einiges an Aufmerksamkeit erregt. Künstliche Intelligenz (KI) ist jedoch keine neue Entwicklung auf dem Markt. Praktische Anwendungen von KI, zum Beispiel in Netzwerken, stehen Unternehmen schon seit geraumer Zeit zur Verfügung.
In einer von McKinsey & Company durchgeführten weltweiten Umfrage unter IT-Entscheidungsträgern gaben im Jahr 2017 20 Prozent der Befragten an, dass sie KI in mindestens einer Geschäftseinheit einsetzen, heute sind es 50 Prozent. Die durchschnittliche Anzahl der von Unternehmen genutzten KI-Funktionen, darunter zum Beispiel die Generierung natürlicher Sprache oder Computer Vision, verdoppelte sich ebenfalls von 1,9 im Jahr 2018 auf 3,8 im Jahr 2022.
Robotic Process Automation (RPA) und Computer Vision sind bereits seit Jahren die am häufigsten genutzten Fähigkeiten. Gleichzeitig ist Textverständnis in natürlicher Sprache 2018 auf den ersten Platz geklettert, direkt hinter Computer Vision. Die Studie zeigt, dass die Einführung von KI keine plötzliche Revolution ist. Vielmehr ist es eine bereits seit Jahren verfolgte Strategie. KI liefert Erkenntnisse, mit denen Organisationen effizienter agieren. Darüber hinaus reduzieren sie Probleme und senken Kosten. Dies verbessert die Wettbewerbsposition der Unternehmen.
Im Hinblick auf die Netzwerkverwaltung sorgt KI in erster Linie für Skalierbarkeit: KI ermöglicht es, Netzwerke auf der Grundlage von Vorlagen und Automatisierung zu planen und bereitzustellen. Dies spart Zeit, da sich Tausende von Zugangspunkten, Switches, Routern und der Rest des SD-WAN-Netzwerks gleichzeitig konfigurieren lassen, anstatt die Teile manuell einzeln aufzurufen. Von diesem Punkt aus unterstützt KI dabei, Netzwerke zu warten und Fehler zu beheben.
Am Markt gibt es bereits virtuelle Assistenten, die die gleichen offenen KI-Standards wie ChatGPT verwenden. Diese Bots beantworten Fragen, zum Beispiel nach dem Laptop eines bestimmten Mitarbeiters. Der Bot gibt dann direkt an, wann dieser eingeloggt war und ob es Probleme gab. Alle Anomalien, die in einem Netzwerk auftreten, sind für den Assistenten in diesem Prozess sichtbar. Er kann defekte Kabel und Authentifizierungsprobleme melden, aber auch Fehler bei AP, Switches oder WAN. Oft lassen sich Maßnahmen ergreifen, bevor die Nutzer diese Probleme bemerken. Ein virtueller Assistent unterstützt außerdem bei der Lösung von Problemen einzelner Nutzer. Die KI kann beispielsweise ein falsch eingegebenes Passwort leicht erkennen. So ist die KI in der Lage, eine Liste von Maßnahmen für das IT-Personal zu erstellen, KI kann einfache Probleme aber auch selbst beheben, wenn sie entsprechend trainiert ist.
Der größte Widerstand gegen KI im Netzwerkmanagement ist wohl die Angst vor Veränderungen. Viele Mitarbeiter sind es gewohnt, mit alten Netzwerken zu arbeiten, und gewöhnen sich nur schwer an neue Technologien. Die Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen ist unberechtigt, denn dafür ist der Personalmangel in der IT-Branche zu groß. Allerdings verändert die Einführung von KI die Arbeit. So kann beispielsweise die Fehlersuche einfacher werden: KI unterstützt dabei, Probleme im Netzwerk zu identifizieren und deren Ursache zu finden. So lassen sich nicht nur einzelne Probleme bestimmter Anwender lösen, sondern auch Ursachen identifizieren. Dies kann eine enorme Zeitersparnis bedeuten, da die IT-Mitarbeiter nicht mehr das gesamte Netzwerk nach der Ursache eines Problems durchforsten müssen. Dies bedeutet, dass sich die IT-Teams strategischeren Aufgaben zuwenden können.
Bevor Unternehmen mit der Implementierung von KI beginnen, sollten sie zunächst die die internen Herausforderungen auszumachen. Dazu gehört, die Auswirkungen von KI auf die Unternehmensziele und das Geschäft zu identifizieren. Ein Weg dorthin: Workshops mit allen Stakeholdern durchführen. Es ist wichtig, das Thema mit allen Beteiligten anzugehen, denn die Arbeit mit KI ist für viele Mitarbeiter und Führungskräfte neu. Mit einem Einsatz von KI ergeben sich oft unvorhergesehene Möglichkeiten, die über die ursprüngliche Herausforderung hinausgehen. Für einen optimalen Einsatz von KI sollten sich Unternehmen bewusst mit diesen Möglichkeiten auseinandersetzen. Ein Proof-of-Concept kann in einer Umgebung erstellt werden, in der viele Probleme auftauchen. So werden die Vorteile deutlich, die KI mit sich bringt.
KI im Unternehmen einzuführen kann für eine wettbewerbsfähige IT-Geschäftsstrategie ein wichtiger Baustein sein. Sie entlastet die IT-Abteilung, die durch ein einfacheres Netzwerkmanagement mit demselben Team mehr leisten kann. Darüber hinaus kann KI Erkenntnisse liefern, die dem gesamten Unternehmen zugutekommen, beispielsweise durch eine bessere und effizientere Gesundheitsversorgung in einem Krankenhaus.
Dieter Badmann ist Senior Director Sales bei Juniper Networks