Auch wenn man Elsberg vorwerfen könnte, Cyberkriminellen mit dem Buch Futter zu liefern, so muss man „Blackout“ durchaus zugutehalten, dass es etwas (in einem) bewegt. Nicht selten ertappt man sich während des Lesens bei dem Gedanken: Wie würde ich reagieren? Auch hat mich der Konsum des Buches dazu gebracht, mir über Dinge klar zu werden, mit denen ich mich – sei es aus Faulheit, Unwissenheit oder auch Ignoranz – bis dato nicht auseinandergesetzt habe. So ist es im Szenario „Stromausfall“ zum Beispiel sehr wichtig zu verstehen, welche Konsequenzen daraus folgen könnten. Einmal losgelassen, kann sich das Ganze rasch schneeballeffektmäßig zum Super-GAU entwickeln. Kein Strom heißt beispielsweise keine funktionierenden Pumpen und damit kein fließendes Wasser. Ergo: Die Trinkwasserversorgung ist unterbrochen, die hygienischen Begleitumstände entwickeln sich nicht unbedingt zum Vorteil. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten muss nach und nach eingestellt werden, weil unter anderem die Tankstellen für Lkw nicht funktionieren. Milchkühe sterben qualvoll mit vollen Eutern, weil sie ohne Melkmaschine nicht mehr gemolken werden. Mit den Notschlachtungen kommt man nicht hinterher. Patienten, die an Beatmungsmaschinen hängen, können über kurz oder lang nicht mehr am Leben gehalten werden. Und im schlimmsten Fall der Katastrophenfall in einem Atomkraftwerk à la Tschernobyl oder Fukushima. Zwar stehen Notstromaggregate zum Kühlen der Brennstäbe mit Treibstoff für mehrere Monate zur Verfügung, doch ist ein Umschalten der hochkomplexen Systeme nicht ganz unproblematisch. Und, und, und… die Szenarien, die wie ein Rattenschwanz an einem Blackout hängen, sind vielfältiger und weitreichender, als ich mir in meiner Froschperspektive vielleicht ausmalen kann.
Was tun, wenn…?
Doch wie bereits erwähnt: Es hilft schon, sich bestimmter Dinge bewusst zu werden und einen Blick auf die Webseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu werfen. Dort finden sich Tipps zur persönlichen Notfallvorsorge für den Fall eines Blackouts. Das reicht von einfach umzusetzenden Maßnahmen wie einen Vorrat an Kohle, Kerzen, warmer Kleidung und Bargeld im Haus zu haben bis zu grundsätzlichen Investitionen in einen Campingkocher, ein batteriebetriebenes Radio oder einen Garten- oder Tischgrill auf Kohle oder Gas-Basis. Das mag zwar wie ein Tropfen auf dem heißen Stein anmuten für den Fall, dass es wirklich zu einem wochenlangen Energieausfall kommen sollte – aber irgendwo muss man ja anfangen.
Ich für meinen Teil hinterfrage, seitdem ich das Buch gelesen habe, mein Nutzungsverhalten elektrischer Geräte – brauche ich das wirklich oder ginge es notfalls auch anders? – und weiß ihre Funktionstüchtigkeit viel mehr zu schätzen. „Der Welt Schlüssel heißt Demut“, wie schon Christian Morgenstern einst bekannte.