„Vertrauen Sie mir – ich weiß, was ich tue – und lesen Sie [Buch X] von [Autor oder Autorin Y]“ – in diesen Satz münden stets die Buchbesprechungen des Literaturkritikers Dennis Scheck zu Beginn seiner TV-Sendung „druckfrisch“. Als beliebte Fernsehpersönlichkeit ist es für den freundlichen Herrn Scheck ein Leichtes, das Vertrauen seines Publikums einzufordern; in der anonymen Welt des Digitalen ist das schwieriger – obwohl auch sie auf Vertrauensbeziehungen beruht. Mit dem Vertrauen in unserer durchdigitalisierten Welt und der Frage, wie sich die Lage verbessern lässt, beschäftigte sich das Okta Forum 21 – ist doch Okta als ein führender Anbieter von Lösungen für das Identity- und Access-Management (IAM) letztlich Vertrauensmakler.
Die „Superkraft“ der Menschheit ist: Vertrauen – so argumentierte in der Eröffnungs-Keynote zum Okta Forum Philipp Kristian Diekhöner, Autor von „The Trust Economy“ (auf Deutsch eigentlich „Die Vertrauensökonomie“, aber auch die deutsche Fassung trägt den englischen Titel). Vertrauen habe es uns „ermöglicht, in gigantischer Zahl zusammenzuarbeiten“. Die großen zivilisatorischen Fortschritte waren, wie er darlegte, auch immer „tektonische Vertrauenssprünge“: Der Wechsel vom Jagen und Sammeln zur Landwirtschaft erforderte viel Vertrauen, ebenso der vom Tauschhandel zum Geld oder vom Pferd zum Automobil – also zu einem für damalige Reisende „lauten und ziemlich stinkenden Angebot“.
Heute sind unsere Vertrauensbeziehungen zunehmend von digitalen Technologien, Systemen und Plattformen geprägt. Doch je komplexer die Welt, desto vorsichtiger müssen wir laut Diekhöner bei unseren Vertrauenssprüngen sein. Ein Problem stelle dies dann dar, wenn wir den Systemen mehr vertrauen als den beteiligten Personen – zumal laut dem Autoren Wirtschaftskrisen auf plötzlichen Vertrauensverlust zurückzuführen sind. Der Trustologe konstatierte eine „Misstrauensepidemie“, die sich seit Jahren entwickelt habe. Als „großes Misstrauensbeben“ bezeichnete er die Finanzkrise von 2008/09. Der Ausbruch der COVID-Pandemie Anfang 2020 wiederum habe das Vertrauen in die Globalisierung beschädigt, habe er doch weltweit Gesellschaft und Wirtschaft aus dem Lot gebracht. Die gute Nachricht: „Wir stehen jetzt vor der Möglichkeit eines Resets“, so Diekhöner. Es gelte, sich auf die Superkraft des Vertrauens zurückzubesinnen, um eine vertrauenswürdige Gesellschaft zu errichten.
Dabei spielt für ihn die Digitalisierung eine wichtige Rolle – und ist doch zugleich Hindernis: Die digitalen Plattformen hätten sich, obwohl sie doch Vertrauensbeziehungen zwischen Benutzern ermöglichen, selbst als nicht vertrauenswürdig erwiesen. Nun müssten die Anbieter ihre Vertrauenswürdigkeit beweisen: „Wir müssen uns von einer misstrauischen Technokratie zu einer vertrauensvollen Gesellschaft bewegen“, forderte er. Eigentlich seien die Voraussetzungen dafür gegeben: „Wir lieben es, darauf zu vertrauen, dass Technologie das Leben leichter, einfacher, besser macht.“
Allein: „Trusted“ (verlässlich) sei eben nicht das Gleiche wie „trustworthy“ (vertrauenswürdig), so Diekhöner in Anspielung auf das verminte Feld von Datensicherheit und Datenschutz. Er brachte das auf die schöne Formel: „Daten sind nicht das neue Öl, sie sind die neue Atomkraft.“ Denn wenn man Daten einmal weggegeben habe, sei es schwer, sie zurückzubekommen – und es habe große Auswirkungen, wenn sie in die falschen Hände geraten. Technologie kann für eine reibungslose Vertrauensökonomie sorgen – aber nur, wenn wir die Kontrolle über die Daten behalten, so der Fachautor.
Todd McKinnon, CEO von Okta, stieß ins gleiche Horn: „Wir haben eine massive Erosion des Vertrauens erlebt“, sagte auch er über unsere COVID-Zeiten und stellte fest: „Ohne Vertrauen kann Technologie ihr volles Potenzial nicht entfalten.“ Er plädierte deshalb für eine Zero-Trust-Sicherheitsarchitektur, also für die laufende Kontrolle der Identitäten, Applikations- und Datennutzung gemäß dem Motto „Vertraue nie, überprüfe immer!“ Misstrauische Technik, wie eben auch sein Haus sie offeriert, sorgt in einer Zero-Trust-Architektur also dafür, dass sich Vertrauensbeziehungen zwischen den beteiligten Personen und Instanzen (wieder) verlässlich etablieren lassen. Denn das Sicherstellen der Identität bilde die Grundlage einer Zero-Trust-Strategie. „Wir zeigen den Usern, dass es keinen Spielraum für Fehler beim Schutz von Identitäten und Daten gibt“, betonte der Okta-Chef.