Dragos: Ransomware-Report für Q2

Industriebetriebe sind Hauptziel von Ransomware-Aktivitäten

20. August 2024, 7:00 Uhr | Jörg Schröper
Dragos Industrial Ransomware-Analyse: 2. Quartal 2024
© Dragos

Die Ransomware-Landschaft ist nach wie vor dynamisch. Das zeigt der deutliche Anstieg von Ransomware-Angriffen und deren Auswirkungen im zweiten Quartal 2024. In Q2 ist gegenüber dem ersten Quartal eine signifikante Zunahme zu verzeichnen.

Im zweiten Quartal 2024 bestätigte sich die Einschätzung von Dragos, einem OT-Spezialisten, dass Ransomware-Angriffe einen größeren Einfluss auf das Geschäft von Industrieunternehmen haben. Die Vorfälle zeigten schwerwiegendere Auswirkungen als in den vorherigen Quartalen. Die Häufigkeit und das Ausmaß der Angriffe haben in diesem Quartal deutlich zugenommen, was die Entwicklung der Bedrohungslandschaft und das anhaltende Risiko durch Ransomware-Gruppen widerspiegelt.

Diese Rückkehr zu den Zahlen des letzten Jahres ist besonders bemerkenswert, da große Ransomware-Gruppen im ersten Quartal 2024 aufgrund von Strafverfolgungsmaßnahmen schwere Rückschläge hinnehmen mussten.

Während die Aktivitäten einiger führender Ransomware-Gruppen durch diese anfänglichen Störungen vorübergehend eingeschränkt waren, hat sich die Zahl der Ransomware-Angriffe im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal fast verdoppelt. So wurde beispielsweise ALPHV (auch bekannt als BlackCat) im Dezember 2023 von einer Strafverfolgungsoperation der USA ins Visier genommen, die schließlich zum Ende der Gruppe im März 2024 führte.

Die Strafverfolgungsmaßnahmen gegen LockBit 3.0 im Februar 2024 führten zu einem deutlichen Rückgang ihrer Aktivitäten. Dmitry Khoroshev, eine Schlüsselfigur der LockBit Ransomware Group, wurde auf eine Fahndungsliste gesetzt. Trotz dieser bedeutenden Maßnahmen haben diese Gruppen ihre Strategien schnell angepasst und neu ausgerichtet, sodass die Zahl der Vorfälle wieder deutlich angestiegen ist. Die Zunahme dieser Aktivitäten hat die Ransomware-Operationen auf eine neue Ebene gehoben und zu erheblichen Betriebsunterbrechungen in Industrieunternehmen geführt.

Die Umbenennung von Royal Ransomware in BlackSuit spiegelt eine strategische Neuausrichtung der Ransomware-Gruppe wider und zeigt erweiterte Fähigkeiten wie ausgefeiltere Verschlüsselung und verbesserte Lateral-Movement-Taktiken. In ähnlicher Weise verwandelte sich die Ransomware Knight in RansomHub.

Die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit von Ransomware-Gruppen erhöht die anhaltende Bedrohung für Industriesektoren. In diesem Quartal hat sich auch die Landschaft der Ransomware-as-a-Service (RaaS) deutlich verändert. Gruppen wie BlackSuit und RansomHub traten mit aktualisierten Taktiken und Methoden in Erscheinung – darunter raffiniertere Verschlüsselungsalgorithmen, verbesserte Lateral-Movement-Methoden in Netzwerken und effektivere Ausweichmechanismen zur Umgehung von Erkennungsmechanismen.

Der Industriesektor bleibt aufgrund der kritischen Natur seiner Abläufe und der potenziell großen Auswirkungen von Störungen ein Hauptziel für diese Gruppen. Ransomware wirkt sich zunehmend auf Industrieunternehmen aus, wobei sich Ransomware-Gruppen auf leistungsstarke Betreiber konzentrieren, um ihre Gewinne zu maximieren.

Das Risiko von Ransomware wird noch dadurch verschärft, dass regierungsnahe Gruppen Ransomware-Taktiken anwenden  und Hacktivisten zunehmend eigene Ransomware-Tools verwenden und sogar entwickeln. So wurde beispielsweise berichtet, dass das Ikaruz Red Team kritische Infrastrukturen auf den Philippinen mit Ransomware ins Visier nimmt, was die Verschmelzung von ideologischen und finanziellen Motiven in der Cyber-Bedrohungslandschaft verdeutlicht. Dieser wachsende Trend zeigt, dass sich die Bedrohung durch Ransomware weiterentwickelt und eskaliert. Sie geht über traditionelle cyberkriminelle Organisationen hinaus und umfasst auch politisch und ideologisch motivierte Gegner.
 


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