Während die smarte Fabrik längst Alltag ist, warten die meisten Mitarbeitenden noch auf die Digitalisierung ihres Arbeitsplatzes. Dies kann auf Kosten der Sicherheit gehen.
Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen:
Industrieunternehmen digitalisieren und vernetzen immer mehr Bereiche der Produktion. Die Smart Factory ist heute in aller Munde. Den smarten Mitarbeiter und die smarte Mitarbeiterin sucht man hier jedoch oft vergeblich. Anders als in den von Büroarbeitsplätzen geprägten Branchen werden die Arbeits- und Kommunikationsprozesse der Beschäftigten selbst oft schlicht vergessen. Und das obwohl digital vernetzte Belegschaften nachweislich die Sicherheit erhöhen. Denn sind die sogenannten Frontline Worker – gemeint sind gewerbliche Arbeitskräfte in der Produktion, auf der Baustelle oder im Service – nicht in das Unternehmen eingebunden, wirkt sich dies negativ auf die Sicherheit aus. Zum Beispiel dann, wenn die Mitarbeitenden aufgrund der Beschaffenheit ihres Arbeitsplatzes oder ihrer Tätigkeit nicht zeitnah über einen PC auf aktuelle Informationen zugreifen können. So erfahren sie zu spät oder gar nicht von aktuellen Gefahren oder Sicherheitsvorfällen. 760.492 meldepflichtige Arbeitsunfälle zählte die Statistik der Deutschen Gesellschaft für Unfallversicherung, DGUV, im Jahr 20201. In der Baubranche sind Ausfälle aufgrund von Berufsunfällen an der Tagesordnung. Seit zwei Jahren ist auch der Gesundheitssektor stark betroffen: Immer mehr Covid-Infektionen von Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen werden als Berufsunfälle anerkannt.
Fehler, Gefahren und Unfälle gehen nicht nur zulasten der Gesundheit der Beschäftigten, sondern kosten die Wirtschaft viel Geld. Nach Angaben von Statista lagen die volkswirtschaftlichen Produktionsausfallkosten aufgrund von Arbeitsunfähigkeit wegen Verletzungen, Vergiftungen und Unfällen im Jahr 2020 in Deutschland bei 8,9 Milliarden Euro2.
Eine Beekeeper-Studie zum Return-on-Investment von Mitarbeiter-Plattformen3 hat gezeigt: Die größten Einsparungen im Bereich der Mitarbeitersicherheit erzielt, wer Arbeitsabläufe und Kommunikationsprozesse datenschutzkonform digitalisiert und mobil verfügbar macht, etwa über Smartphones oder Tablets. Effizientere Prozesse und schnellere Kommunikation sparen nicht nur Zeit und Geld, sondern reduzieren auch unmittelbar Fehler und Gefahren. Sicherheitskosten sinken und bis zu 70 Prozent der Arbeitsunfälle lassen sich vermeiden. Möglich wird diese Verbesserung, weil die Sicherheitshinweise stets aktuell sind und die Mitarbeitenden zuverlässig erreichen – denn digitale Anwendungen für die Zusammenarbeit sind intuitiv, interaktiv, orts- und zeitunabhängig. Außerdem werden sie im Gegensatz zu Aushängen an Schwarzen Brettern oder statischen Informationen im Intranet häufiger beachtet.
Eine professionelle Mitarbeiterplattform kann die allgemeine betriebliche Sicherheit, den individuellen Arbeitsschutz, die Sicherheit von Anlagen oder den Infektionsschutz verbessern. Sie unterstützt dabei, Abläufe zu optimieren, Arbeitsbereiche sicherer zu gestalten und so Risiken zu minimieren.
Aktuelle sicherheitsrelevante Informationen sind für jeden jederzeit an jedem Ort verfügbar. Vorfallsberichte beispielsweise sind in einer digitalen Ablage gut aufgehoben und jederzeit einsehbar. So können die Mitarbeitenden auch im durchgetakteten Betriebsalltag schnell auf Gefahrensituationen reagieren. Darüber hinaus lassen sich aktuelle Sicherheitsrichtlinien regelmäßig mit der gesamten Belegschaft teilen. Mithilfe von Bestätigungskampagnen wird sichergestellt, dass alle, für die eine Information wichtig ist, diese auch zur Kenntnis nehmen. Bestätigt ein Mitarbeitender nicht, so wird er automatisiert noch einmal erinnert. Beschäftigte können zudem unabhängig von Zeit und Ort an digitalen Sicherheitsschulungen teilnehmen. Und interaktive Sicherheits-Checklisten lassen sich leichter ausfüllen, aktualisieren und verwalten als Papierdokumente. Auf eine Datenbank, die alle relevanten Sicherheitsdokumente enthält, kann jeder Mitarbeitende jederzeit über sein Smartphone oder Tablet zugreifen. Zudem ist sichergestellt, dass stets die aktuelle Version der Dokumente im Umlauf ist.
Werksingenieure oder Techniker arbeiten oft an gefährlichen oder schwer zugänglichen Orten, wie etwa auf Kränen oder hochgelegenen Arbeitsbühnen. Sie sind im Ernstfall nicht erreichbar, was immer wieder zu Sicherheitsvorfällen führt. Die Sicherheitsbeauftragten von Bauunternehmen können ohne digitale Hilfsmittel ihre Mitarbeitenden nur verzögert über kritische Vorfälle informieren. Werden beispielsweise Beinahe-Unfälle baustellenübergreifend geteilt, können diese Informationen die Bauarbeiter zeitnah warnen, so dass sie die dann bekannten Risiken vermeiden können. Mit einem mobilen Tool für die Echtzeitkommunikation können Beschäftigte direkt Fotos der Gefahrensituation mit dem Arbeitgeber und den Kollegen teilen. Das heißt, die Zwei-Wege-Kommunikation ermöglicht es auch den Mitarbeitenden, wichtige Informationen ohne Umweg zurück an ihre Vorgesetzen zu geben. So lassen sich viele Beinahe-Unfälle vermeiden.
Ein weiterer Einsatzbereich sind Flughäfen: Sicherheitsvorfälle, Alarme und sonstige Auffälligkeiten lassen sich über eine mobilfähigen Kommunikationslösung sofort mit allen hierfür relevanten Mitarbeitenden teilen. Die Zeit, die vergeht, bis Auffälligkeiten flächendeckend gemeldet werden, wird reduziert und die Sicherheit auf diese Weise erhöht.
Die hohe Arbeitsbelastung während der Infektionswellen führt in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen dazu, dass Mitarbeitende noch weniger Zeit am Schreibtisch verbringen als ohnehin schon. Sie sind pausenlos unterwegs, um ihre Patienten zu versorgen. Die Einhaltung der Hygienevorschriften kostet zusätzlich Zeit. Besonders medizinische Einrichtungen stellen für die Mitarbeitenden ein hohes Ansteckungsrisiko dar und sind gleichzeitig für die gesamte Bevölkerung systemrelevant. In der Pandemie-Zeit, in der Wissenschaftler und Politiker ständig neue Updates zu Erkenntnissen und Verordnungen rund um das Virus bekannt geben, ist es für die Belegschaft von medizinischen Einrichtungen essenziell, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Mittels eines digitalen Informationskanals auf dem Smartphone, können Neuigkeiten über die Pandemie-Lage schnell und einfach mit dem gesamten Personal geteilt werden.
Auch die produzierende Industrie hat mit der Pandemie zu kämpfen, so kommt es etwa immer wieder zu Infektionsausbrüchen. Das Management der Betriebe sieht sich vor völlig neuen Situationen, die es so zuvor noch nie bewältigen musste: In den letzten zwei Jahren galt es, Infektionsketten zu unterbrechen, die Quarantäne der Mitarbeitenden zu organisieren und personell aufzufangen, Impfangebote zu koordinieren und Testergebnisse verfügbar zu machen. Im letzten Jahr kamen weitere Anforderungen hinzu: So wurden Arbeitgeber per Corona-Arbeitsschutzverordnung verpflichtet, allen Mitarbeitenden, die nicht im Homeoffice arbeiten können, einmal pro Woche einen Corona-Test anzubieten. Und als der Impfstoff flächendeckend verfügbar war, machten Betriebsärzte ganzen Belegschaften Impfangebote.
In der produzierenden Industrie sind häufig Menschen unterschiedlicher Nationalitäten beschäftigt. Sprachbarrieren führen zu Informationslücken und Missverständnissen. Digitalisierte Kommunikationskanäle ermöglichen eine Echtzeit-Übersetzung, so dass beispielsweise eine sicherheitsrelevante Information Beschäftigte sofort in ihrer jeweiligen Muttersprache erreicht. Neben der Gewissheit, dass alle Beschäftigten wichtige Informationen zur Kenntnis nehmen, drückt der Arbeitgeber so auch seine Wertschätzung gegenüber seinen Arbeitnehmern aus.
All diese Maßnahmen erfordern nicht nur personelle Ressourcen, sondern auch klare Strukturen, effiziente Prozesse, gute Organisation, die passende technische Infrastruktur und nicht zuletzt eine große Portion Flexibilität und Agilität. Zeitgemäße Werkzeuge für Information, Kommunikation und Zusammenarbeit können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Nebenbei steigern sie die Effizienz der Arbeitsprozesse und verbessern die Mitarbeiterbindung, was zu geringeren Fehlzeiten führt.
Cristian Grossmann ist Gründer und CEO von Beekeeper. Vor der Gründung von Beekeeper im Jahr 2012 arbeitete er als IT-Stratege für Accenture und betreute in diesem Rahmen mehrere große internationale Projekte.
1 https://www.dguv.de/de/zahlen-fakten/au-wu-geschehen/arbeitsunfaelle/index.jsp
2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/869779/umfrage/produktionsausfallkosten-aufgrund-von-arbeitsunfaehigkeit-in-deutschland-nach-diagnose/
3 https://www.beekeeper.io/de/white-paper/roi-digitalisierung/