Das Thema Fahrraddiebstahl für das Projekt wurde nicht zufällig ausgewählt: Die Zahl der Radfahrer nimmt zu, die Räder werden teurer, die Aufklärung der Diebstähle ist schwierig. Die Zahl der Diebstahlsanzeigen stieg bis 2016 auf 34.500. Seitdem sinkt der Wert trotz mehr Einwohnern und mehr Radfahrern. 2020 waren es 27.588 gemeldete Diebstähle, etwa 76 pro Tag. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich darüber liegen. Nicht jeder Besitzer ohne Versicherung zeigt einen Diebstahl an.
Gleichzeitig wuchsen die Schadenssummen von durchschnittlich 663 Euro im Jahr 2018 auf 799 Euro im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote der Polizei lag lange bei mageren 4 Prozent, verbesserte sich 2020 leicht auf 4,7 Prozent und im ersten Halbjahr 2021 auf 5,4 Prozent. Besonders häufig werden Fahrräder von großen Abstellplätzen vor Bahnhöfen, Schulen, Sport- und Freizeitstätten oder Einkaufszentren gestohlen. Die gefassten Täter sind fast immer jüngere Männer, ein beträchtlicher Teil kommt aus Osteuropa. Mit dem Open-Data-Projekt hofft die Polizei auch auf mehr Aufmerksamkeit für die Vorbeugung.
Beraten hat sich die Polizei bei der Planung mit der Technologiestiftung Berlin. Die Stiftung stellt Wirtschaft und Verwaltungen bei der Digitalisierung Informationen, Software und Infrastruktur zur Verfügung. „In dem Bereich Sicherheit geht viel mehr als bisher gemacht wird“, sagte Victoria Boeck von der Technologiestiftung. „Die Berliner Polizei ist damit auf jeden Fall ein Vorreiter, andere Städte oder Gemeinden könnten folgen.“
Welche Ergebnisse solche Veröffentlichungen großer Datenmengen bringen, stehe nicht immer vorher fest, sagte Boeck. „Richtig spannend ist es manchmal, wenn man bestimmte Daten mit weiteren Datensätzen aus anderen Bereichen verknüpft.“ Die Technologiestiftung könne der Polizei auch weitere Vorschläge machen zu Datensätzen. Auch LKA-Vizechef Redlich meinte: „Wir können uns vorstellen, das Thema in Zukunft auszuweiten und mehr und konkretere Daten zu veröffentlichen. Abgesehen natürlich von personenbezogenen Informationen.“ Erstmal wolle man aber Erfahrungen sammeln. „Anregungen nehmen wir immer gerne entgegen.“