Splinternet

Wenn digitale Grenzen wachsen

4. November 2020, 9:00 Uhr | Autor: Javvad Malik / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die dunklen Alternativen

Die eingeschränkte Nutzung des Internets kann dazu führen, dass sich die Leute nach anderen Optionen umsehen. Ein alternatives Netzwerk ist das sogenannte Darknet. Dabei handelt es sich um ein System, welches dem Internet in vielerlei Hinsicht ähnelt. Es lockt besonders mit dem Versprechen von Anonymität für die Nutzer.

Allerdings unterscheiden sich die Inhalte des Darknets im Vergleich mit denen des Internets mitunter massiv. Von illegalen Geschäften über höchst anstößige und unmoralische Inhalte bis hin zu Einzelpersonen, welche einfach versuchen, die staatliche Zensur zu umgehen, warten diverse Abgründe. Dabei besteht auch eine größere Gefahr für den Nutzer als im Internet. Durch die Funktionsweise des Darknets ist es möglich, dass Teile der Inhalte oder Schadsoftware unwissentlich auf den Endgeräten der Nutzer gespeichert werden.

Die Risiken einer gemeinsamen Lösung
Manche Stimmen plädieren für eine freie und unbegrenzte Reglementierung des Internets. Ein einheitlicher Standard, der nur die gröbsten Verstöße ausschließt und die restlichen, legalen Nutzungen unangetastet lässt. Welchen Risiken ein solch selbstbestimmtes Internet wiederum mit sich zieht, konnte man bereits erleben. Global Player wie Facebook und Google wären in der Lage, ihre Monopolmacht auf Daten auszuweiten. Welchen Wert diese Daten haben können, ist spätestens seit den Präsidentschaftswahlen 2016 in den USA bekannt. Firmen wie damals Cambridge Analytica sind aufgrund von Daten über Internetnutzer und deren Verhalten dazu in der Lage, Meinungen von Menschen und in Folge dessen manchmal sogar die Kurse ganzer Länder zu beeinflussen. Auch die Privatsphäre von Einzelpersonen wäre in einem solchen Szenario gefährdet. Ohne klare Vorschriften, wer Daten besitzen, speichern und verwenden darf, steigt die Gefahr des Missbrauches der selbigen.

Wie geteilt die Meinungen über Maßnahmen im Internet sein können, zeigt die Diskussion über die EU-Urheberrechtsreform. Die grundsätzliche Idee dahinter war, geistiges Eigentum, wie zum Beispiel Inhalte von Künstlern wie Musik und Film, besser zu schützen. Dies sollte durch sogenannte Upload-Filter geschehen, die das Hochladen von Inhalten reglementieren, wodurch die illegale Verbreitung von Content erschwert werden sollte. Gegner der Reform wiederum argumentierten damit, dass die Implementierung solcher Filter dazu führen könnte, dass nicht nur illegale Nutzung und Verbreitung unterbunden würden. Mittels der Filter könnte auch aktive Zensur von unerwünschten Inhalten betrieben werden, wie es zum Beispiel in China der Fall ist.

Der Trend besteht, die Hintergründe variieren
Auch in 2020 wird sich der Trend hin zur Balkanisierung des Internets, hin zum Splinternet, fortsetzen. Das liegt zum einen am wachsenden Interesse mancher Länder, dem Beispiel von China zu folgen, zum anderen aber auch an der ansteigenden Sicherheitsanforderung für Daten. Die Menge an Informationen, die jeden Tag gesammelt, gespeichert und schlussendlich verarbeitet werden, wächst Tag für Tag. Wie und in wieweit diese Daten geschützt werden müssen, hängt von ihrem Ursprung und ihrer Natur ab. Entsprechend unterschiedlich werden auch die Schutzmaßnahmen aussehen. Die Frage wird also nicht sein, ob es in Zukunft mehr virtuelle Mauern geben wird, sondern wie hoch diese sind und welchen Zweck sie haben.

Javvad Malik ist Security Awareness Advocate bei KnowBe4

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