Dafür sei das derzeitige Bildungssystem nicht ausgelegt und er sehe auch wenige Ambitionen das zu ändern. Die Schuld daran gibt Precht auch und gerade der Politik. »Unser Bildungssystem ist nicht innovativ. Es erinnert an das DDR-System der 80er Jahre. Die meisten Leute dort denken, das geht die nächsten 100 Jahre so weiter.« Das liege auch dran, dass Bildungspolitik zumeist von Lehrern gemacht würde, »die froh sind, dass sie nicht mehr als Lehrer arbeiten müssen«.
Es sei auch nicht damit getan, Programmieren schon im Kindergarten einzuführen. »Nur weil heute Big-Data-Spezialisten händeringend gesucht werden, heißt das nicht, dass das in 20 Jahren noch so ist.« Vielmehr müsse in der Schule die Lust am Lernen, Kreativität und Innovationsfreude geweckt werden, die idealerweise den Rest des Lebens anhalten.
Precht sieht das Problem nicht auf die Bildungspolitik beschränkt. Seiner Meinung nach werden die Weichen bereits ganz oben in der Politik falsch oder gar nicht gestellt: »Kein Politiker egal welcher Richtung, hat eine Vision«, klagt Precht. »Wir leben in der innovationsfeindlichsten Zeit, die wir je hatten.« Dabei gebe es gerade jetzt jede Menge Innovationen. Und die Digitalisierung bedeute eben nicht nur eine massive Umwälzung, sondern bewirke auch enorme Verbesserungen, etwa in der Medizin. Aber selbst darauf würden die meisten Politiker nur verhalten reagieren und vor allem an die sozialen und finanziellen Folgen denken.