Ob Echtzeitüberweisung, Omnichannel oder Tokenisierung: Händler stehen vor einigen Herausforderungen. Henning Brandt vom Payment Service Provider Computop gibt im Gespräch wertvolle Einblicke in innovative Lösungen und die Zukunft des Zahlungsverkehrs.
Computop wurde 1997 gegründet – zu einer Zeit, als Online-Handel noch in den Kinderschuhen steckte. Ursprünglich als E-Commerce-Dienstleister geplant, erkannte das Unternehmen früh die Herausforderungen und Chancen im Bereich der Online-Zahlungen. Die sichere Verarbeitung von Kreditkartenzahlungen war eine der ersten großen Aufgaben, die die Bamberger in einem Pilotprojekt mit Visa und Mastercard in Angriff nahmen. Aus diesem Projekt entwickelte sich der Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS)1. Zwar war Computop nicht direkt an der Ausarbeitung des PCI DSS beteiligt, doch die frühe Zusammenarbeit mit den Kreditkartenunternehmen hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung sicherer Zahlungsstandards.
Ein zentraler Aspekt des Geschäftsmodells von Computop ist die vollständige Übernahme der Zahlungsabwicklung für Händler. „Unsere Kunden müssen sich nicht selbst mit der aufwendigen Integration von Zahlungsmethoden befassen. Wir übernehmen das gesamte Datenhandling und sorgen dafür, dass Zahlungsinformationen sicher verarbeitet werden“, erklärt Henning Brandt, Chief Communication Officer bei Computop. Durch diese Lösung können sich Händler auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während der Anbieter die Sicherheit der Zahlungsabwicklung gewährleistet.
Eine besondere Herausforderung im Handel ist die Integration von Online- und Offline-Zahlungen. Viele Händler betreiben sowohl E-Commerce-Plattformen als auch Filialnetze, doch oft sind diese Bereiche getrennt. Computop bietet Lösungen, um diese Silos aufzulösen und eine durchgängige Zahlungsabwicklung zu ermöglichen. „Ein Kunde soll online kaufen und die Ware im Geschäft zurückgeben können – ohne komplizierte Prozesse für Händler oder Verbraucher“, betont Brandt. Ein Beispiel für eine gelungene Omnichannel-Integration liefert die Kooperation mit Sixt2. Das Unternehmen kann dank Computop eine weltweit einheitliche Zahlungsabwicklung gewährleisten, egal ob am Terminal, online oder im Call-Center. „Statt länderspezifischer Lösungen nutzen wir eine zentrale Plattform, die weltweit funktioniert“, beschreibt der CCO die Vorteile. Dies reduziere nicht nur Komplexität, sondern ermögliche auch eine effizientere Verwaltung der Zahlungsströme über verschiedene Kanäle hinweg.
„Ohne lokale Zahlungsarten verlieren Händler potenzielle Kunden. Unsere Aufgabe ist es, die Integration so einfach wie möglich zu gestalten.“ |
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Der Erfolg im Onlinehandel hängt nicht zuletzt maßgeblich von der Verfügbarkeit passender Zahlungsmethoden ab. Während in Deutschland Rechnungskauf und PayPal beliebt sind, setzen Konsumenten in den Niederlanden auf „iDEAL“, in China auf „Alipay“ und „WeChat Pay“ und in Schweden auf „Swish“. Computop bietet mittlerweile 350 verschiedene Zahlungsarten weltweit an und ermöglicht Händlern eine flexible Integration. „Ohne lokale Zahlungsarten verlieren Händler potenzielle Kunden. Unsere Aufgabe ist es, die Integration so einfach wie möglich zu gestalten“, so Brandt. Besonders für international tätige Unternehmen ist eine einheitliche Zahlungsabwicklung von großer Bedeutung.
Die Zahlungslandschaft wird zunehmend von großen Tech-Unternehmen wie Apple, Google und Amazon geprägt, die eigene Zahlungslösungen in ihre Ökosysteme integrieren. „Wir bewegen uns in einem Markt, in dem sich Banken und Tech-Giganten gleichermaßen positionieren – während Banken durch regulatorische Anforderungen gebunden sind, können Technologiekonzerne flexibler agieren“, beschreibt Brandt die Herausforderung für klassische Zahlungsdienstleister. Banken setzen daher vermehrt auf eigene digitale Zahlungslösungen – wie zum Beispiel Wero3, das 2024 in Deutschland, Frankreich und Belgien eingeführt worden ist. Der neue digitale Bezahldienst basiert auf SEPA Instant Payments und ermöglicht eine schnelle und sichere Abwicklung von Zahlungen innerhalb von zehn Sekunden. „Ziel ist es, eine europäische Alternative zu Visa, Mastercard und PayPal zu etablieren – ein wichtiger Schritt für mehr finanzielle Unabhängigkeit und Datenschutz in Europa“, so Brandt.
Insbesondere in einem Marktumfeld, das von amerikanischen und chinesischen Anbietern dominiert wird, könnte Wero langfristig eine wichtige Rolle spielen. Bis November 2024 zählte Wero bereits 14 Millionen Nutzer und verzeichnete 8 Millionen Transaktionen. Die Einführung in weiteren europäischen Ländern, darunter Luxemburg und die Niederlande, ist für 2025 geplant. Zunächst ermöglicht Wero Peer-to-Peer-Zahlungen. Die Erweiterung auf Online- und mobile Shopping-Zahlungen ist für 2025 vorgesehen, gefolgt von Point-of-Sale-Zahlungen im Jahr 2026.
Ein zentraler Aspekt der Zahlungsabwicklung ist die Sicherheit. Computop arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Verschlüsselungstechnologien und Tokenisierung, um Kartendaten zu schützen. Hierbei werden echte Kreditkartennummern durch zufällig generierte Ersatznummern (Tokens) ersetzt. „Tokenisierung sorgt dafür, dass gestohlene Daten für Betrüger nutzlos sind“, erklärt Brandt. Tokenisierung wird von Apple Pay und Google Pay genutzt, auch die neue „Click to Pay“-Funktion für einfachere Kreditkartenzahlungen basiert darauf. Token könnten zukünftig für alle digitalen Zahlungsprozesse zum Standard werden. Computop geht es aber nicht nur um den Schutz vor Betrug, sondern auch um zukünftige Herausforderungen durch Quantencomputer. „Wir beschäftigen uns bereits heute mit krypto-sicheren Verfahren, um die Zahlungsabwicklung langfristig sicher zu machen“, sagt der CCO.
In einer sich wandelnden Zahlungslandschaft hat sich Computop eine entscheidende Position erarbeitet. Mit Lösungen für Omnichannel-Zahlungen, globalen Zahlungsmethoden und innovativen Sicherheitsmechanismen ermöglicht das Unternehmen Händlern, sich zukunftssicher aufzustellen. „Unsere Aufgabe ist es, den Zahlungsverkehr so einfach, sicher und flexibel wie möglich zu gestalten – egal ob für Onlinehandel, stationäre Geschäfte oder internationale Expansion“, fasst Brandt zusammen. Die Strategie von Computop besteht darin, eine Schnittstelle zwischen verschiedenen Zahlungsanbietern bereitzustellen und Händlern eine größtmögliche Auswahl an Zahlungsmethoden zu ermöglichen. „Unsere Rolle besteht nicht darin, eine eigene Zahlart durchzusetzen, sondern möglichst viele Optionen nahtlos bereitzustellen“, erklärt Brandt.
Die Entwicklungen im Zahlungsverkehr werden in den kommenden Jahren weiter voranschreiten. Themen wie Echtzeitüberweisungen, neue digitale Wallets, krypto-sichere Zahlungen und regulatorische Änderungen werden den Markt maßgeblich beeinflussen. Händler, die sich frühzeitig darauf einstellen, können von diesen Trends profitieren und ihren Kunden ein optimales Zahlungserlebnis bieten.
1 https://www.pcisecuritystandards.org/
2 https://computop.com/de/ueber-uns/presse/pressemeldungen/sixt-startet-globales-omnichannel-payment-mit-computop
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Wero_(Zahlungsdienst)