Viele Unternehmen verfügen zwar noch häufig über Insellösungen, aber die Software-Sparten CRM, DMS und ERP wachsen immer mehr zusammen. Wie genau das Zusammenwachsen dabei aussieht, hängt aber von den konkreten Anforderungen des jeweiligen Anwenderunternehmens ab. Wenn besonders tiefgehende oder spezialisierte Funktionen benötigt werden, dann ist nach wie vor die Einbindung von Drittlösungen in das ERP-System erforderlich. Deshalb ist es auch besonders wichtig, dass ein ERP offen für die Integration von Fremdlösungen ist. Claudia Harth ist überzeugt: »Spielen zentrale Elemente der Unternehmens-IT wie ERP, CRM und DMS ohne Medienbrüche zusammen, sorgt die Integration dieser Welten zu beschleunigten Prozessen, besserem Service und führt damit letztlich zu mehr Umsatz und Gewinn.«
Wie auch in anderen Software-Bereichen greift das Abo-Modell auch im ERP-Sektor um sich, so dass manche Analysten gar das baldige Ende der klassischen Software-Lizenzen voraussagen. Hans Jürgen Schöpf ist da anderer Meinung und geht von einer langfristigen Koexistenz der beiden Bezahlmodelle aus: »Die Unternehmen werden sowohl Lizenzen kaufen als auch Abos abschließen. Der Trend geht zwar grundsätzlich in Richtung ›Pay per use‹, also Abomodelle; bei besonders sensiblen Daten werden aber auch künftig On-Premise-Installationen, also Lizenzmodelle, bevorzugt werden. Für die Anbieter heißt das, sie müssen den Unternehmen weiterhin flexible und skalierbare Mischformen ermöglichen.«
Michael Kempf merkt an, dass Lizenzkosten nur einen Teil bei der Implementierung darstellten und das Customizing individuell verlaufe. Würden diese Kosten in das Abonnement einfließen, wäre es recht teuer. Der Oracle-Mann Dirk Thomas Wagner hingegen hört bereits das Totenglöckchen des Lizenzmodells läuten: »Im ERP-Geschäft ist der Lizenzerwerb ein Auslaufmodell. International sehen wir, dass selbst Bereiche wie der öffentliche Sektor mittlerweile das Cloud-Modell nutzt, etwa in Großbritannien und Kanada.« Die Kostenvorteile gegenüber herkömmlichen Systemen sprächen eine deutliche Sprache. Und qualitative Vorteile wie Mobile, Social oder Embedded Analytics seien dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Robert Quotschalla führt aus, dass die Kunden mal mehr und mal weniger Bedarf an Software hätten, mal mehr und mal weniger Breite oder Tiefe der Funktionalität benötigen, und deswegen werde es notwendig sein, dass man den Bedarf sehr kurzzyklisch abdecken und entsprechend abrechnen könne.
ERP-Hersteller werden immer häufiger parallel zum Berater und Dienstleister. Das sieht auch Michael Kempf so: »Der Kunde sieht uns heute auch als Unternehmensberatung. Heutzutage wird es immer wichtiger auch Prozessoptimierungswissen zu liefern. Vom Datenimmigrationskonzept bis zur Anbindung von Drittsoftware muss kompetentes Wissen vorhanden sein, um den Kunden bestmöglich zu unterstützen.« Robert Quotschalla sieht Step Ahead bereits heute als Unternehmensberater an, zumal Kunden oft dazu angeregt würden, ihre Prozesse zu überdenken, zu optimieren, zu digitalisieren.
Hans Jürgen Schöpf zeichnet ein differenzierteres Bild: »Das ist von Fall zu Fall verschieden. In vielen Auswahlprojekten sind bereits Unternehmensberater involviert, mit denen der Hersteller dann eng zusammenarbeitet. Er bringt sein Software-, Best-Practice- und Branchen-Know-how sowie sein betriebswirtschaftliches Wissen ein, um gemeinsam mit den Beratern die bestmögliche Lösung zu realisieren.« Bei anderen Auswahlprojekten dagegen werde vom Anbieter in der Tat das gesamte notwendige Know-how gefordert, also die Kombination aus Unternehmensberatung und Dienstleistung.