Zahlreiche Wahlmöglichkeiten
Der Markt für Enterprise Content Management (ECM) hat wie andere Segmente der IT in den letzten Jahren eine deutliche Konsolidierung erfahren. Das Angebot bleibt trotzdem vielfältig. Auf der einen Seite gibt es die großen, weltweit agierenden nordamerikanischen Spieler EMC (Documentum), IBM (Filenet), Microsoft, Open Text und Oracle (Stellent) mit umfangreichen Produktsuiten, ferner den Open-Source-Anbieter Alfresco, der sich etablieren konnte. Auf der anderen Seite sind kleine Hersteller in ihrer angestammten Region mit schlankeren und fokussierteren Produkten für meist mittelständische Kunden gut unterwegs: in Deutschland zum Beispiel Ceyoniq, Docuware, d.velop, Easy, ELO, Optimal Systems, Saperion und SER.
»Der Vertrieb bei Dokumenten- und Content-Management ist stark partnerorientiert«, weiß Martin Böhn, der bei der Würzburger Marktforschungsfirma BARC als Senior Analyst den Bereich ECM verantwortet. Um Großunternehmen kümmern sich die Hersteller typischerweise selbst, die vielen mittleren und kleinen Unternehmen überlassen sie oft den Partnern. Auch wo viel Branchen-Knowhow gefragt ist, kommen häufig Partner zum Zug, beispielsweise in Ämtern und Behörden.
Nach Böhns Kenntnis bringen manche Produkte viel vorgefertigte Funktionalität mit, bei anderen hingegen ist viel hinzuzuentwickeln. Dabei kann es sich um komfortablere Benutzerschnittstellen handeln oder um branchenspezifische Workflows. Beispiele sind Applikationen für die Schadensbearbeitung in Versicherungen, das Fallmanagement in Behörden oder interaktives Online-Marketing. Solche zusätzlichen Programme nehmen die Hersteller dann oft in ihren Katalog für Partnerlösungen auf, manchmal sogar in den Standardumfang des Produkts.
Bei den deutschen Anbietern ist das Verständnis für die hiesigen Belange meist besser ausgeprägt als bei den in Nordamerika beheimateten. Das zeigt sich beim Datenschutz, der in der Neuen Welt oft laxer gehandhabt wird, oder bei gesetzlichen Regularien. Für viele mittelständische Unternehmen ist Sarbanes Oxley, wovon die Amerikaner gern sprechen, irrelevant. Das gilt auch für E-Discovery, wofür meist im Zusammenhang mit US-amerikanischen Gerichtsverfahren geworben wird. Der Sache nach können Technologien, um Informationen zu finden und bereitzustellen, natürlich auch den Unternehmen hierzulande Nutzen bringen. Auf ähnliches Unverständnis stößt bei vielen deutschen Anwendern der aus Amerika herüberschwappende Begriff »Records Management« – viel geläufiger ist hingegen das traditionelle Wort »Archivierung« bei der Kundschaft. »Partner müssen hier gewissermaßen als Dolmetscher fungieren, wenn sie bei den hiesigen Unternehmen und Behörden Erfolg haben wollen«, weiß Böhn.