CRN: Gibt es im Einkauf eine Konkurrenz mit Refurbishern gebrauchter Hardware, die z.B. als offizielle MAR-Partner unbedingt auch die Lizenzen für die Geräte brauchen?
Vöge: Refurbisher sind keine Wettbewerber in der Beschaffung von Software-Lizenzen. Der OEM und MAR Handel ist ein eigenständiger und nicht von li-x bearbeiteter Markt. li-x bietet Volumenupgrades an, die Reseller sehr gut zur Aktualisierung der Systeme Ihrer Kunden nutzen können.
CRN: Setzt der zunehmende Umstieg auf Cloud-Modelle dem Wachstum eine Grenze, die den Markt für gebrauchte Software irgendwann obsolet werden lässt?
Vöge: Diese Frage begleitet mich nun bereits seit dem Moment, als die ersten Cloud-Modelle angeboten wurden. Das ist mittlerweile mehr als sechs Jahre her. Es hat sich aber zwischenzeitlich nichts geändert: Mietmodelle bieten eine große Chance für den Gebrauchtsoftwaremarkt, weil durch sie Lizenzen frei werden. Und weil es auf der anderen Seite immer Unternehmen gibt, die sich nicht durch Mietmodelle an Hersteller binden wollen. Dies wird sich fortsetzen und die aktuelle Entwicklung bestätigt dies. Reseller sehen zunehmend die attraktiven Margen und bieten ihren Kunden mit Gebrauchtsoftware interessante, preisgünstige und vor allem unabhängige Alternativen zu den Mietmodellen der Hersteller.
CRN: Früher war der gebrauchte Softwarehandel von Auseinandersetzungen mit den Herstellern geprägt, heute wird der Ton innerhalb der Branche immer rauer. Ist das einem zunehmenden Verteilungskampf geschuldet, oder gibt es dafür aus Ihrer Sicht andere Gründe?
Vöge: Symptomatisch für die Entwicklung des Gebrauchtsoftwaremarktes ist, dass meines Wissens keiner der neuen Anbieter am Markt auf Transparenz setzt. Nur maximal eine Hand voll Händler legen die Herkunft der Lizenzen offen.
Wenn am Markt eine Tendenz zur Intransparenz besteht, zieht dies unweigerlich Raubkopierer und unseriöse Anbietern an. Ihre Angebote werden durch diverse Zertifikate und positive Bewertungen vermeintlicher Softwareverkäufe aufgehübscht. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass unseriöse Anbieter mit Resellern ein schnelles Geschäft wittern. Ein Bedarf soll schnell und preiswert befriedigt werden, und wichtige rechtliche Voraussetzungen bleiben bei solchen Deals auf der Strecke. Die große Gefahr besteht darin, dass der Reseller leichtfertig mit seinem primären Unternehmenswert umgeht, nämlich den positiven Kundenbeziehungen, die seine Zukunft sichern.