Doch Facebook will es nicht alleine beim Live-Chat à la Clubhouse belassen. Gleichzeitig mit den Live Audio Rooms werden aufgezeichnete Audio-Formate ihren Einzug im sozialen Netzwerk halten. Und das gleich doppelt: Einerseits in Form kurzer »Soundbites«, die über Facebook und den Messenger geteilt werden können. Facebook plant hier eine Art Audio-Version von TikTok. Dass die Idee, kurze Gedichte, Witze und Gedanken per Sprache zu verteilen aber auch floppen kann, zeigen die von Twitter schon seit fast einem Jahr angebotenen und kaum genutzten gesprochenen Tweets. Andererseits springt Facebook parallel noch auf den Podcast-Boom auf und holt sich dafür mächtige Unterstützung ins Boot. Dank einer Kooperation mit dem Musikstreaming-Anbieter Spotify sollen die Podcasts nicht nur direkt aus der Facebook-App abrufbar und auch im Hintergrund nutzbar sein. Auf Basis der Nutzerprofile sollen gleich noch weitere zu den Hörgewohnheiten und Interessengebieten passende Empfehlungen geliefert werden. Selbstredend lassen sich die Audio-Erfahrungen wie der andere Content im Netzwerk auch kommentieren, teilen, empfehlen, abonnieren oder in neuen Gruppen sammeln.
Damit sich die Nutzer mit den neuen Audioformaten und ihren Möglichkeiten kreativ austoben können, gibt ihnen Facebook gleich noch die passenden Werkzeuge an die Hand, mit denen sich etwa intuitiv Schneiden lässt. Mit ihrer Hilfe können die Nutzer beispielsweise Live-Sessions aus den Audio-Rooms aufzeichnen, bearbeiten und später als Podcast zur Verfügung stellen. Ausschnitte davon können wiederum als Soundbites verwertet werden, sozusagen als Appetizer für das Vollformat. Dabei hat Facebook an viele Details gedacht. Wer etwa gerade nicht zuhören kann oder lieber lesen will, kann den neuen Audio-Welten dank Untertiteln auch auf diese Weise folgen. So werden die neuen Dienste sowohl engstens mit der bestehenden Facebook-Welt als auch untereinander verwoben. »Wir glauben, dass viel Magie an der Schnittstelle von Audioformaten sowie am Zusammenfluss von Text, Audio und Video passiert«, erklärt das Unternehmen. Diese Erweiterung zum Social Audio Network ist ein cleverer Schachzug, der Facebook tatsächlich einen erheblichen Vorsprung verschaffen könnte.
Strategisch noch wichtiger ist allerdings, dass Facebook vom Start weg Businessmodelle für seine Audio-Welt parat hat. So lassen sich in den Live Audio Rooms etwa Spenden einsammeln oder auch kostenpflichtige Angebote erstellen, sowohl mit einmaligen oder nutzungsbasierten Zutrittsgebühren als auch im Abonnement. Zudem können über das Sterne-System Micropayments eingesammelt werden. Dabei kaufen die Nutzer Pakete von Sternen und können diese dann an ihre Favoriten verschenken, die für jeden Stern 0,01 US-Dollar erhalten. Mit solchen Business-Cases hat Facebook einen weiteren Trumpf im Ärmel, der durch seine Reichweite ebenfalls nochmals potenziert wird.