CRN: Johannes Meier hatte einmal von der Fußnote seiner Compunet in der Bilanz von General Electric gesprochen. Wie zukunftsfähig ist Axians Deutschland im Vinci-Konzern?
Diaz: Axians steht im Zentrum der Digitalstrategie von Vinci und zwar in zwei Richtungen. Zum einen drängt uns die Digitalisierung unserer Kunden voll in die vertikale Lösungskompetenz. Gemeinsam mit unseren Industriedienstleistern wie Actemium und Omexom verheiraten wir in unserem Netzwerk Business-Prozesse und Geschäftsmodelle unserer Kunden mit der nativen IT-Kompetenz eines Systemintegrators. Dieser Genpool aus beiden Welten ist in der Branche das beste Setup für die digitale Transformation. Wir zeigen sie nicht nur auf dem Papier, sondern stellen Lösungen in der Praxis vor, wie kürzlich IoT und Robotik auf der Hannover-Messe. Zum anderen ist es meine Aufgabe, unsere eigene Digitalisierung voranzutreiben, die wir in unserem Digital Lab entwickeln.
Schlemmer: Die langfristige Orientierung ist Teil unserer Strategie. Vinci plant, baut und betreibt Infrastrukturen für 25 oder 50 Jahre. Nehmen Sie nur die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Tours-Bordeaux. ITC ist dafür ein unverzichtbarer Baustein und daher kaufen wir Systemintegratoren mit Datacenter-Kompetenz in Frankreich, Portugal, Spanien und Deutschland. Da lassen wir uns nicht kurzfristig von ein paar Hürden abschrecken. Das ist alles lösbar.
CRN: Zwei Ihrer drei Top-Fähigkeiten, Herr Schlemmer, sind laut Ihrem Linkedin-Profil »Restructuring« und »Mergers & Acquisitions«. Vielleicht kamen daher die Spekulationen, Axians Deutschland wieder abzustoßen?
Schlemmer: Vinci Energies hat keine Historie darin, Firmen zu kaufen, aufzuhübschen und wieder zu verkaufen. Vielmehr gehören Akquisitionen zur DNA von Vinci. Solche Verkaufsgerüchte kamen aus einer Ecke, die diese Firma gerne selbst übernehmen wollte. Es gab mehrere Avancen – mal offiziell und mal über Abwerbungsversuche ganzer Teams. Für uns ist IT-Infrastruktur ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie und wir investieren hier jährlich weiter viele Millionen Euro.
CRN: Auch so mancher aktive Systemhaus-Unternehmer investiert für seine Beteiligungsgesellschaft viel Geld in Industrie- und Elektronikspezialisten. Wird da die Konvergenz aus Industrieprozess-Knowhow und IT-Kompetenz im Vinci-Netzwerk kopiert?
Diaz: Erfolgreichen Unternehmern ist es zuzutrauen, dass sie erkennen, was die richtige Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung ist. Da ich tausendprozentig davon überzeugt bin, dass unser Weg im Vinci-Netzwerk richtig ist, kann es schon sein, dass er – wie Sie beobachten – kopiert wird.