Auch das ist natürlich nüchtern von außen betrachtet wieder einmal nichts anderes, als eine komplette Verdrehung der Tatsachen in seinem Sinne. Denn während man über die sozialen Medien aufgrund ihrer offenen Struktur ganz unstrittig jedweden Mist verbreiten und beispielsweise die Erde zur Scheibe erklären kann, ist dies selbst über die ihm gewogenen klassischen Kanäle in dieser gänzlich ungefilterten Form unmöglich. Ganz zu schweigen von echten, der Wahrheitssuche verpflichteten Medien, denen bewusst ist, dass diese Suche eine nie endende Aufgabe darstellt. Ausgerechnet Trump selbst ist das beste Beispiel dafür und Twitter genau deshalb sein beliebtester Kommunikationskanal. Denn während die Wahrheit nie absolut ist, so kann es die Lüge durchaus sein. Aktuell steht der Zähler der »Washington Post« für nachweislich falsche und bewusst irreführende Aussagen des Präsidenten in seiner bisher drei Jahre dauernden Amtszeit bei mehr als 15.000. Da könnte selbst Pinocchio nur noch neidisch werden – oder aber von ihm lernen und penetrant die längste Nase über die sozialen Medien zum Symbol größtmöglicher Weisheit ausrufen und sich dafür feiern lassen.
Im Gegensatz zu Trumps Welt liegen »gut« und »böse« in der Realität eben doch sehr nah beieinander, oder sind zwei Seiten der gleichen Medaille. So auch bei Twitter und Co. In einem Umfeld der Meinungsunterdrückung, wie etwa in Diktaturen, in dem man nicht alles offen sagen kann, können soziale Medien unbestritten tatsächlich ein wichtiges Instrument sein, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Darauf baut auch Trump seine Argumentation auf und stilisiert sich damit zum Befreier und Helden der Unterdrückten. Nicht nur für alle echten Helden wie die mutigen Sprachrohre des arabischen Frühlings ein Schlag ins Gesicht, sondern auch für die Wahrheit und Freiheit als – eigentlich uramerikanische – Werte an sich. Denn tatsächlich ist es ja Trump selbst, der mit dieser Argumentation die Meinungsvielfalt in der freien Welt ernsthaft unterdrücken, oder viel eher mit seiner eigenen gleichschalten will. Und so beißt sich die Katze letztendlich in den Schwanz – zumindest, wenn man es denn sehen und verstehen will. Dabei muss man eigentlich nur ein kleines Wort in Trumps Botschaft austauschen, um den wahren Kern offenzulegen: »Ohne Twitter wäre ICH verloren«.