CRN Interview - zweifelhafte Softwareshops

»Raubkopien bleiben ein generelles Problem«

29. Oktober 2014, 15:23 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Dubiose Angebote weit unter Marktpreis

CRN: Ist Ihnen der Shop »software-fair.de« bekannt? Dort werden angebliche Download-Versionen von Microsoft-Software vertrieben. Ähnlich wie bei PC Fritz wird Windows 7 dort ab 25 Euro verkauft – wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um legale ESD-Keys handelt?
Voege: Der Shop ist mit nicht bekannt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um legale gebrauchte Lizenzen handelt, dürfte bei dem Verkaufspreis gering sein. Ich bin seit über zehn Jahren im Gebrauchtsoftwaremarkt tätig und kann mir keinen plausiblen Grund vorstellen, warum Unternehmen konstant weit unter Marktpreis verkaufen sollten.

CRN: Unter anderem gibt es in dem Shop auch die normalerweise nur für Volumenkunden erhältliche Office-Version »Office 2013 Professional Plus - 2 PC - 32/64-Bit« für 140 Euro. Können Sie sich erklären, wie solche Angebote zustande kommen?
Voege: Möglicherweise handelt es sich bei diesen Lizenzen um Lizenzen aus einem Volumenvertrag bei denen das zusätzliche „home user right“ zur Nutzung auf dem zweiten PC deklariert wird – das ist kurios, darauf ist bisher noch keiner gekommen.
Die Preise lassen sich allerdings wahrscheinlich nur über den Verkauf von Volumenkeys ohne Nutzugsrecht erklären. Mit großer Wahrscheinlichkeit erhalten die Käufer auch keine Dokumentation über den Erstbesitzer, so dass sie im Falle einer Überprüfung ohne Nachweis des rechtmäßigen Erwerbs dastehen und die Rechtekette nicht nachzuvollziehen ist.

CRN: Wie schlimm sind diese schwarzen Schafe für den legalen Handel mit gebrauchter Software? Auch wenn die mutmaßlichen Betrüger wie PC Fritz meist gar keine gebrauchten Lizenzen verkaufen, schüren diese Fälle sicher wieder alte Unsicherheiten bei den Kunden – trotz der inzwischen bestehenden weitgehenden Rechtssicherheit?
Voege: Gewerbliche Kunden differenzieren - wenn sie über die Hintergründe informiert werden - sehr genau. Dennoch ist Aufklärungsarbeit gefragt, die – aus bereits erwähnten Gründen – vermutlich nicht von Herstellerseite kommen wird.

Wir empfehlen für Käufer gebrauchter Software, folgende zwei Fragen zu stellen, die positiv beantwortet werden müssen:

  1. Erhalte ich mit dem Kauf der gebrauchten Lizenzen Informationen über den Erstlizenzinhaber und die Vertragsnummern der Lizenzen aus den Volumenverträgen?
  2. Liegt eine Bestätigung vor, dass die Software beim ursprünglichen Besitzer unbrauchbar gemacht wurde, so dass diese nach dem Weiterverkauf dort nicht mehr genutzt werden kann?

Generell gilt für Einkäufe beispielsweise bei Ebay oder Amazon: Ein Blick auf die Homepage der Unternehmen lohnt sich. Eine Prüfung, was wirklich geliefert wird, macht schnell deutlich, ob es sich um einen schnell zusammengestellten Onlineshop oder um ein seriöses Unternehmen handelt.


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  3. Das Gesprächsangebot an Microsoft steht

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