Zu den bislang genannten Beispielen kann auch die Situation im Druckerpatronen-Segment hinzugefügt werden, da es hier einen wachsenden Markt für Dritthersteller gibt, die kompatible Patronen herstellen. Dem Selbst-Nachfüllen durch den Konsumenten oder Anbieter dieser Dienstleistung, welches sich vor allem im letzten Jahrzehnt immer weiter durchgesetzt hat, sind viele Druckerhersteller mit einer speziellen Lösung entgegengetreten: Den Patronen-Chips. Die an jedem einzelnen Exemplar angebrachten Chips sollen verhindern, dass einmal geleerte Patronen weiterverwendet werden können. Da sich die Drucker nicht mit Patronen ohne Chip betreiben lassen, ist dies zugleich die nahezu einzige Maßnahme, die die Originalhersteller zum Schutz vor Alternativhersteller-Modellen haben. Häufig können die Patentrechte bei der Entwicklung dieser Kopien umgangen bzw. ausgehebelt werden, sodass für die Alternativhersteller ein sehr profitabler Markt existiert. Die Konsumenten erfreuen sich daher immer mehr der günstigeren Preise, während der Aufwand für die Entwicklung der besseren Kopierschutzmaßnahmen die Erträge der Originalhersteller senken. Auf dieser Seite wird ausführlich erklärt, wie sie mit den Chips versuchen, ihre Produkte gegen den Einfluss der Alternativhersteller zu schützen. Darin ist außerdem ersichtlich, wie Letztere auf die ebenfalls genauer geschilderten Maßnahmen der Druckerhersteller reagieren, um sich auf dem Markt zu positionieren und wie der Reverse Engineering-Prozess im Detail aussieht.
Aus Asien kommen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Plagiate, die in den unterschiedlichsten Branchen einen immensen Schaden verursachen. China ist zurzeit zweifelsohne führend in der Erbeutung geheimer Produktkonzepte und der industriellen Fertigung dieser Nachbauten zwecks Exports in die ganze Welt. Daher gibt es auch eine wachsende Anzahl unterschiedlichster Waren, die davon betroffen sind: Ob die Designs von Tischkultur-Produkten von Villeroy & Boch, welche durch immer aufwändigere Fertigungsmethoden versuchen, diesem Trend entgegenzuwirken – Ein Beispiel sind die Tassen mit dem sogenannten »New-Wave«-Design, welche mit einem geschwungenen Griff entwickelt wurden, für dessen glaubhafte Kopie die Asiaten mehrere Jahre brauchten – oder Textilien, deren Schnitte und Gestaltung 1:1 übernommen werden. Darüber hinaus werden bekanntermaßen Uhren, Medikamente, Teile für Kraftfahrzeuge, Maschinen, Fertigungsanlagen, Flugzeuge und Produkte vieler weiterer Branchen kopiert. Im Chinesischen gibt es sogar einen eigenen Begriff für die Kopier-Kultur: Shanzhai, welches so viel wie »Bergdorf« bedeutet und womit sinnbildlich im Hinterland verborgene Produktionsorte gemeint sind, die sich jeglicher Kontrolle entziehen.