Nutzen oder der Schaden?

Reverse Engineering, Produktpiraterie und Jailbreaks

13. Januar 2015, 15:52 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Software: Raubkopien, Fälschungen und Plagiate

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2.2. Softwarepiraterie

Nicht zuletzt stellen Raubkopien ein weiteres, für die Produktpiraterie essentielles Segment dar, bei welchen urheberrechtlich geschütztes Material auf rechtswidrige Art vervielfältigt wird, um es gewinnbringend zu verkaufen. Klassisches Beispiel hierfür ist der Straßenverkauf von illegal kopierten Musik-CDs, der oft im Ausland (insbesondere in beliebten Urlaubsländern) zu beobachten ist.

Die Klassifizierung der Kopien in diese Kategorien ist regelmäßig nicht eindeutig umsetzbar, da die Fälschungen in den meisten Fällen mehrere Abweichungen zum Original aufweisen. Durch ausreichende Diversifikation vom ursprünglichen Produkt soll eine legale Situation bewirkt werden, während exakte Reproduktionen unter einem völlig anderen Markennamen nicht als Markenpiraterie zählen und die Produktpiraterie so oft nur schwer nachgewiesen werden kann. Auch das Gabler Wirtschaftslexikon befasst sich mit dieser Thematik und der genaueren Unterscheidung der Begriffe Fälschung, Plagiat und Raubkopien in diesem Lexikon-Eintrag.

Raubkopien von Computerprogrammen und anderen digitalen Gütern gibt es schon seit etlichen Jahrzehnten. Während früher noch überhaupt kein aktiver Kopierschutz eingesetzt wurde, hat sich dies nach der Erkennung dieses eigenen Marktes rasant geändert. Die Folge: Produktschlüssel, kopiergeschützte Datenträger, verschlüsselte Dateien und Programme mit sogenanntem Online- oder Registrierungszwang. Anfangs waren die Product-Keys noch vergleichsweise schlicht. Als die Verschlüsselungsmethoden daraufhin deutlich komplexer wurden, entwickelte sich ein boomendes Geschäft um die Produktschlüssel-Generatoren, welche den Algorithmus umkehren, um funktionierende Codes zu erzeugen. Darüber hinaus entstand der Handel mit den Software-

Cracks, also manipulierten Programmteilen, welche die Funktionalität der Software ohne gültige Lizenz gewährleisten, indem etwa eine erfolgreiche Registrierung vorgegeben oder die Abfrage des Schlüssels umgangen wird. Die Ermittlung des durch die Schwarzkopien entstehenden Schadens wird durch die enorme Dunkelziffer erschwert, was zu Annahmen führt, die häufig als unrealistisch hoch kritisiert werden. Viele Anhänger der als »Warez« bezeichneten illegalen Kopien sind davon überzeugt, dass die Musikindustrie von ihrer nicht-zahlenden Hörerschaft ebenfalls profitiert, da die Absatzzahlen in direkter Relation steigen würden. Obgleich Indizien für die Richtigkeit dieser These bestehen, konnte ein definitiver Zusammenhang trotz mehrerer Studien nicht endgültig nachgewiesen werden.

Die Nachteile, die den Konsumenten durch die wirtschaftlichen Schäden und den Mehraufwand der Schutzmaßnahmen entstehen, werden an dieser Stelle noch um eine wesentliche Komponente erweitert: Die Gefahren durch Malware. Nicht wenige Anbieter von Crackz und anderen Warez verfolgen die Absicht, ihre Vertriebskanäle für die Verbreitung von böswilliger Software – also Viren, Würmern, Trojanischen Pferden, usw. – zu nutzen, um in erster Linie Profit aus von diesen erbeuteten Daten zu schlagen.


  1. Reverse Engineering, Produktpiraterie und Jailbreaks
  2. Methoden und Beispiele für Reverse Engineering
  3. Produktklone aus Fernost
  4. Produktpiraterie und Wirtschaftsspionage
  5. Software: Raubkopien, Fälschungen und Plagiate
  6. Rechtslage
  7. Kein Kavaliersdelikt: Jailbreaks und Roots
  8. Gefahren für Verbraucher
  9. Fazit: Schmaler Grat zwischen Schaden und Nutzen

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