Eine starke Nummer zwei auf dem Weltmarkt betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware ist Oracle, im deutschsprachigen Raum tut sich der Hersteller in diesem Segment jedoch traditionell schwer. »Mit den Branchenlösungen gelingt es Oracle, SAP auch hierzulande Paroli zu bieten«, sagt Christian von Stengel, Senior Director Alliance and Channel Western Europe bei Oracle. »Die industriespezifischen Anwendungen sind genauso wichtig wie die horizontalen«, meint er. Manche Themen, beispielsweise die Konsolidierung einer Konzernbilanz, sind in allen Wirtschaftszweigen sehr ähnlich, andere hingegen recht verschieden. Generell wünschen nach seiner Erfahrung die hiesigen Kunden mehr individuelle Anpassungen als Unternehmen in den USA oder in Großbritannien: »Deutsche Unternehmen legen mehr Wert auf individuelle Prozesse. Dabei ist jedoch unbedingt auf die Kosten-Nutzen-Abwägung zu achten.«
Nach von Stengels Schätzung gibt es zirka 60 bis 80 Mikrobranchen: »Die Hälfte davon wird mit Branchenlösungen auf Oracle-Basis unterstützt.« Der Bereich der Fertigung etwa ist sehr differenziert, die Anforderungen im Automobilbau beispielsweise unterscheiden sich wesentlich von denen in der Medizintechnik.
Für das Cloud Computing sieht von Stengel sein Unternehmen gut gerüstet. Die Fusion Applications können mit demselben Code sowohl On Premise als auch On Demand eingesetzt werden. Der Kunde könne zunächst mit der SaaS-Version einsteigen und bei Bedarf zur On-Premise-Variante wechseln. Die Fusion Applications sind eine neu entwickelte und sei Mai allgemein verfügbare Suite betriebswirtschaftlicher Anwendungsprogramme, die auf SOA beruht, Business Intelligence sowie Web 2.0 umfasst und der in der Oracle-Welt die Zukunft gehört. Die bestehenden Applikationen sollen weiter gepflegt werden, solange hinreichende Kundennachfrage besteht.
Oracle selbst werde erst in zwei, drei Jahren auch auf dieser neuen Basis Branchenlösungen anbieten. Den Partnern empfiehlt von Stengel, sich schon jetzt die neue Suite im Hinblick auf mögliche Branchenverfeinerungen anzusehen. »Die Partner sind für uns der entscheidende Hebel«, sagt von Stengel.