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Trump droht Twitter – per Twitter

27. Mai 2020, 23:09 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Trumps narzisstische Retourkutsche

Twitter liefert erste Fakten-Checks zu Trump-Tweets
Twitter liefert erste Fakten-Checks zu Trump-Tweets – sehr zum Missfallen des Präsidenten
© Screenshot Twitter

Für einen Narzissten wie Trump ist so eine Retourkutsche natürlich nichts anderes zumindest Majestätsbeleidigung, wenn nicht gar Verrat. Dementsprechend harsch und unüberlegt war auch seine Reaktion. Mit einem erbosten Tweet warf er den Sozialen Medien Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf durch eine Unterdrückung der konservativen Stimmen und sogar die Beschneidung des Rechts auf freie Meinungsäußerung vor. Seine Regierung werde die Plattformen deshalb künftig »streng regulieren, oder ganz schließen«, so seine genauso trotzige wie reichlich paradoxe Drohung. Im Handumdrehen wird damit einer seiner wichtigsten Königsmacher damit nun zum Königsmörder umgedeutet.

Die Frage nach den Motiven für die Angriffe und die Ausfälle nach der Korrektur führt gleich zu mehreren Antworten, die jedoch alle eine gemeinsame Basis haben: Trumps offensichtlichen Narzissmus. Deshalb will Trump grundsätzlich immer seine eigenen Leistungen, oder was er dafür hält, herausstellen und zur Verstärkung alle gegensätzlichen Meinungen diskreditieren. Dementsprechend reagiert er auf umgekehrte Kritik oft wie ein trotziges Kleinkind. Im derzeitigen Wahlkampfmodus wird dieses Verhalten noch zusätzlich verstärkt, da Trump um seine Wiederwahl fürchten muss. In den genannten Tweets schwingt diese Angst gleich in zweierlei Hinsicht mit. Einerseits bemüht Trump die alte – aber von den bisherigen Statistiken widerlegte – These, dass Briefwähler die Demokraten signifikant bevorzugen würden und will damit seine eigenen Anhänger aufbringen und mobilisieren.

Gleichzeitig liefern ihm die Vorwürfe jedoch auch direkt eine Begründung für ein mögliches Scheitern bei den Wahlen im November. Sollte er tatsächlich aus dem Amt gewählt werden, hat er damit direkt einige weitere Sündenböcke, auf die er das schieben kann – neben den üblichen Verdächtigen wie den unabhängigen Medien und Demokraten gehören dazu jetzt auch die Sozialen Medien rund um Twitter, denen er sich so gerne bedient. Eben alle die es wagen, ihn in seiner selbst empfundenen Genialität zu kritisieren.

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