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Cloud Computing und Telekommunikation

Cloud-Umsatz verachtfacht sich

Autor: Folker Lück • 10.11.2010 • ca. 2:30 Min

Nach einer im Auftrag des Bitkom erstellten Studie der Experton Group wird der Umsatz mit Cloud Computing alleine in Deutschland von 1,14 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 steigen. Das Umsatzwachstum prognostiziert Experton auf durchschnittlich 48 Prozent pro Jahr. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird der Bereich der Cloud Services erwirtschaften und ein Drittel entfällt auf Investitionen in Cloud-Infrastrukturen und hier hauptsächlich in Rechenzentren. Viele Unternehmen setzen zudem auf sogenannte »Private Clouds«, also eigene Cloud-Umgebungen. Dieses Marktsegment werde von derzeit 400 Millionen Euro Umsatz auf 2,6 Milliarden Euro in 2015 anwachsen, schätzt Experton. Dabei würden zirka 15 Prozent der Gesamtinvestments auf Beratungsleistungen und Zusatzdienste entfallen. Laut Studie werden so im Jahr 2015 etwa zehn Prozent der gesamten IT-Ausgaben in Deutschland auf Cloud Computing entfallen.

Der Cloud-Wachstumsmarkt kommt nicht von ungefähr: Die Softwarenutzung ist in vielen Unternehmen seit jeher ein heißes Eisen, denn die klassischen Volumen- oder Konzernlizenzen schränken manche Unternehmen stark ein. Kommt es – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – zu einem Lizenzverstoß, drohen teils horrende Strafen. Da rennen die Cloud-Anbieter mit ihren Versprechen offene Türen ein: Die Investitionskosten in Hardware sollen sinken oder entfallen, die Kosten für Softwarelizenzen ebenso, Projekt-Realisierungszeiten verkürzen sich und die Integration wird durch die Online-Anwendungen ebenfalls stark vereinfacht.

Zunehmend erfasst die Cloud-Euphorie auch den Themenbereich Telekommunikation. Geht es nach den Vorstellungen einiger Anbieter, werden Telefonanlagen künftig nur noch als virtuelle Lösung offeriert. Die »Intelligenz« wird dabei über den Netzanbieter bereit gestellt, der Anwender schließt seine Endgeräte an das Firmen-Netzwerk an, fertig. Doch werden diese Lösungen, je nach Anbieter als »Hosted PBX«, »Virtual Phone« oder »IP Centrex« bezeichnet, den Markt wirklich umkrempeln? Ist die Telefonanlagen-Technik ein Auslaufmodell?

Bei den Netzbetreibern kommt der Cloud-Zug jedenfalls ins Rollen: So hat die Deutsche Telekom bereits im Mai dieses Jahres Pilotprojekte mit ihrem Angebot »DeutschlandLAN« gestartet. Einer der ersten Pilotkunden ist der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) mit seiner Hamburger Landesvertretung. Die netzbasierte Lösung »DeutschlandLAN« bietet den Anwendern eine einheitliche Benutzeroberfläche, die sämtliche Kommunikationskanäle wie Telefonie, E-Mail, SMS und Instant Messaging integriert. Als technische Basis dient eine symmetrische Internetanbindung mit einer Übertragungsrate von zehn Megabit pro Sekunde, angebunden sind acht feste IP-Adressen und bis zu 20 Sprachkanäle. Die »DeutschlandLAN« Services werden in einem hochsicheren Rechenzentrum der Telekom gehostet und umfassen eine virtuelle Telekommunikationsanlage, einen Exchange-Mailserver und ein zentrales Adressbuch. Der Anwender greift auf eine einheitliche Benutzeroberfläche zu, die sämtliche Kommunikationskanäle wie Telefonie, E-Mail, SMS und Instant Messaging integriert. Für jeden Büro-Arbeitsplatz enthält »DeutschlandLAN« ein IP-Telefon (Modell »Snom 320«), einen PC-Client für die Kommunikationszentrale mit E-Mail-Postfach sowie Conferencing- und Instant-Messaging-Anwendungen. Für die Anwender sehr praktisch: Alle Leistungen einschließlich der Hardware werden zu einem monatlichen Festpreis angeboten, der voraussichtlich 495 Euro netto monatlich betragen wird. Einziger Haken: Seit dem Frühjahr ist das »DeutschlandLAN« noch nicht über den Pilotprojekt-Status hinaus gekommen. Dazu heißt es, die Pilotprojekte seien erfolgreich gestartet, es gebe aber noch »Feinabstimmungsbedarf«. Mit einem bundesweiten Start ist nicht vor dem ersten Quartal 2011 zu rechnen.

Der Wettbewerber Vodafone ist mit seinem Konkurrenzangebot »OfficeNet« nur minimal weiter: »Wir haben die erste Stufe der Vermarktung gestartet«, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Die ersten Kunden nutzen den Dienst seit Anfang September. Aber: Bundesweit wird das Angebot erst ab Januar 2011 zur Verfügung stehen. Die Planung für den Rollout des kompletten Services, sprich: Festnetz und Mobilfunk, seien aktuell »in der konkreten Vorbereitung«, heißt es.