Netzwerkkapazitäten

Breitband als kritische Ressource

30. April 2020, 15:48 Uhr | Autor: Hannes Gredler / Redaktion: Diana Künstler
Die Geschichte der steigenden Internetnutzung ist so alt wie das Internet selbst. Sie fing noch vor dem Hin- und Hersenden digitaler Fotos an und wird wahrscheinlich auch nicht bei der aktuellen Leidenschaft für Online-TV-Streaming enden. Die letzten Wochen haben jedoch noch eine ganz andere Dimension erkennen lassen.
© Interxion

In den vergangenen Jahren haben die Menschen immer mehr Möglichkeiten gefunden, die Bandbreite zu nutzen, die ihnen die Internetanbieter zur Verfügung stellen. Was in den letzten Wochen zu beobachten war, ist jedoch beispiellos.

Netze in fast allen Ländern sehen sich einer unerwarteten Belastung ausgesetzt, wobei insbesondere Streaming-Dienste, aber auch andere Video-Content-Anbieter bereits die Qualität ihrer Streams reduzieren, um die Überlastung zu verringern. Es hat sich gezeigt, dass trotz enormer Investitionsanstrengungen Netzbetreiber immer noch nicht über genügend Breitbandkapazität verfügen, um so eine Situation bewältigen zu können. Zwar haben die Menschen dank des Internets auch während einer Krise wie Covid-19 Zugang zu öffentlichen Informationen und Unterhaltungsmedien, können ihrer Ausbildung und ihre Arbeit nachgehen, ihre Einkäufe erledigen und mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben. Doch hat dies dazu geführt, dass Menschen auf der ganzen Welt zunehmend auf Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindungen angewiesen sind. Und darauf war die bisherige Infrastruktur nicht ausgelegt.

Es ist klar, dass es mitten in einer solchen Krise andere Prioritäten gibt als die Breitbandnetz-Infrastruktur zu überdenken oder gar auszubauen. Doch müssen sich Internetanbieter Gedanken machen, was sie aus der aktuellen Situation für die Zukunft lernen und wie sie sich darauf vorbereiten können.

Zunächst sollten sich Netzbetreiber darüber klar werden, dass das, was heute eine Ausnahmesituation ist, in nur wenigen Jahren bereits Alltag sein könnte. Die zunehmende Nutzung von Streaming-Diensten, die beispielsweise bereits in einer GfK-Studie von 2019 verzeichnet wurde, verbunden mit einer immer höheren Bildqualität, lasten schwer auf den Netzen. Dazu kommen noch weitere Belastungen, beispielsweise durch Anwendungen wie Videoanrufe oder auch E-Learning-Plattformen oder auch durch Anbindung von IoT-Geräten, die in Auswahl und Nutzerzahlen auch künftig weiter steigen werden. Einer Statista-Studie zufolge wird das jährlich generierte Datenvolumen bis 2025 auf 175 Zettabyte, und das monatliche Datenvolumen des Internet-Traffics im Festnetz weltweit in nur zwei Jahren bei 273 Exabyte liegen.

Herausforderungen beim Netzausbau
Die Lösung hierfür scheint auf der Hand zu liegen: Investitionen in mehr Netzkapazität. Das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Denn auch wenn die Netznutzung zunimmt, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die ARPU (Average Revenue Per User) simultan mit ansteigt. Vielmehr zeigen Kunden mit bereits bestehenden Flatrate-Verträgen ein intensiveres Nutzungsverhalten. Für die Betreiber bedeutet das wiederum steigende Betriebskosten, zusätzlich zu den bereits hohen Lizenzkosten für Frequenzen. Gleichzeitig muss der Infrastrukturausbau finanziert werden. Ein weiteres Problem ist die Zeit, die zur Bereitstellung der neuen Infrastruktur benötigt wird. Bei Verwendung der bisher üblichen Systeme dauert es Monate, wenn nicht Jahre, bis ein Projekt zum Infrastrukturausbau beendet ist. Entsprechend ist es unmöglich auf plötzlich erhöhte Anforderungen zu reagieren.

Mögliche Lösungen für beide Probleme finden sich in dem „Cloud-nativen“ Ansatz großer IT-Unternehmen, die in großem Maßstab Infrastrukturausbau zu vergleichsweise niedrigen Kosten betreiben. Indem sie unabhängige Software auf Standard-Hardware einsetzen und neue Kapazitäten mithilfe von Zero-Touch-Provisioning (ZTP) bereitstellen, sind sie in der Lage ihre Netzwerksysteme je nach Bedarf innerhalb von Tagen statt Monaten skalieren.

Netzbetreiber hingegen haben ihre Netzwerke traditionell aus monolithischen Systemen mit Software und Hardware eines einzigen Anbieters aufgebaut. Diese sind genau aufeinander abgestimmt, wobei Veränderungen oder gar Erweiterungen nur begrenzt möglich und mit hohen Kosten verbunden sind. Telekommunikationsunternehmen, die versuchen, mit den steigenden Anforderungen Schritt zu halten, befinden sich damit in einem Teufelskreis aus ständigen und langsamen Hardware-Austauschzyklen. Gleichzeitig nimmt es ihnen die Möglichkeit, die für sie jeweils beste Hardware und Software unabhängig voneinander auszuwählen und einzusetzen. Die Auswahl der Geräte ist immer ein Kompromiss zwischen beidem. Und bereits jetzt steigen die Investitionskosten für die Geräte schneller als die Einnahmen.

Zusammengefasst heißt das für Netzwerkbetreiber: Wollen sie auf die konstant steigende Netzwerkbelastungen sowie mögliche Extremfälle in der Zukunft vorbereitet sein und gleichzeitig profitabel bleiben, müssen sie umdenken. Sie müssen einen von Grund auf neuen strukturellen Ansatz verfolgen, der es ihnen erlaubt ihre Infrastruktur skalierbarer und kostensparender zu gestalten.

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