Netzwerkkapazitäten

Breitband als kritische Ressource

30. April 2020, 15:48 Uhr | Autor: Hannes Gredler / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ein Cloud-nativer Lösungsansatz

Netzbetreiber müssen sich von ihren traditionellen Systemen lösen, wenn sie auf künftige strukturelle Herausforderungen und Netzbelastungen vorbereitet sein wollen. Die Zukunft des Netzes liegt in der Disaggregation, das heißt in der getrennten Bereitstellung von Netzwerksoftware und Hardware. Ermöglicht hat dies erst die Verfügbarkeit neuester Standard-Netzwerkprozessoren. Sie bieten dieselben Funktionen, wie sie zuvor nur bei Anbietern kundenspezifischer Netzwerksysteme erhältlich waren. Die Prozessoren kommen in einer neuen Kategorie leistungsstarker, kostengünstiger Bare-Metal-Switches zum Einsatz, beispielsweise von Unternehmen wie Edgecore und Delta Networks. Sie besitzenden einen ähnlichen Aufbau wie die traditionellen Router-Systeme und kosten dabei nur einen Bruchteil dessen, was für herkömmliche Telekommunikations-Switches und -Router gezahlt wird, und sind genauso leistungsstark.

Neben der Hardware gibt es auch eine neue Generation von Netzwerksoftware. Spezielle Routing-Software, die mit entsprechenden Bare-Metal-Switches kompatibel ist, verwandelt diese in leistungsstarke IP / MPLS-Switches für Breitbandnetzwerke. Entsprechende Softwareanbieter sind häufig auf verschiedene Bereiche des Netzwerks spezialisiert, z.B. Breitbandzugang, Edge- oder Core-Netzwerke. Netzbetreiber haben so die Wahl und können nach Belieben kombinieren. Viele dieser neuen Softwareanbieter verfolgen dabei einen ähnlichen Ansatz wie die großen Cloud-nativen IT-Unternehmen.

Sowohl Hardware als auch Software können bereitgestellt werden, ohne dass dafür ein Servicemitarbeiter zur Vor-Ort-Konfiguration anwesend sein muss (ZTP). Ist das System einmal installiert, interagieren die operativen Mitarbeiter mit einem homogenen System, unabhängig von der darauf ausgeführten Software. Auf diese Weise müssen sie nicht erst im Umgang mit den Systemen und Prozessen verschiedener Anbieter geschult werden. In nur wenigen Minuten können sie die Kapazität jeder Dimension des Systems anpassen, ohne dafür die vorhandene Infrastruktur zu verändern oder gar austauschen zu müssen.

Diese disaggregierten Systeme können an verschiedensten Funktionspunkten innerhalb eines Telekommunikationsnetzwerks eingesetzt werden. Sie eignen sich als Kern- und Edge-Router oder auch als Breitband-Netzwerk-Gateways (BNG).

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Hannes Gredler, RtBrick
Der Autor, Hannes Gredler, ist CTO beim Netzwerksoftware-Anbieter RtBrick.
© RtBrick

Lernen für die Zukunft
Die aktuelle Situation, so extrem sie auch sein mag, gibt Netzwerkanbietern die Möglichkeit genau festzustellen, wo die Schwachstellen in ihrer Infrastruktur sitzen und wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen. In den letzten Wochen hat sich deutlich gezeigt, wie abhängig unsere Gesellschaft wirklich vom Internet ist. Entsprechend wichtig ist es, dass Netzwerke auf lange Sicht, also über den nächsten Netzwerk-Upgrade-Zyklus hinaus, weiterentwickelt werden. Betreiber müssen vorausschauend planen, und dabei nicht nur einfach den wachsenden Datenverbrauch, sondern auch mögliche Extremsituationen mit einbeziehen. Ebenso wichtig ist eine realistische Kostenplanung. Bei starker Konkurrenz und immer neuen Innovationen wird die Weitergabe von Kosten an die Verbraucher keine Option sein.

Cloud-native Netzwerklösungen bieten Carriern hier entscheidende Möglichkeiten. Sie habe das Potenzial die Breitbandkapazität ohne zusätzliche Kosten mehr als zu verdoppeln. Gleichzeitig erlaubt ihre Architektur es den Netzbetreibern, die Kapazität auch kurzfristig zu erhöhen.


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