5G ist jedoch auch nicht das Allheilmittel für jede Anwendung. Andere Übertragungsstandards und -techniken werden weiterhin bestehen und gemeinsam mit 5G genutzt werden. Das wird immer auch vom Einsatzzweck abhängen. Ein gutes Beispiel ist hier das Zusammenspiel mit LPWA-Netzwerken (Low Power Wide Area). Schon heute bestehen mehrere Standards wie Sigfox-0G, NB-IoT und LoRa, die alle zu den LP-Netzwerken gehören, Daten im Schmalbandbereich übertragen und sich bereits im industriellen Umfeld etabliert haben.Sie übertragen nur sehr kleine Datenmengen, diese jedoch besonders energieeffizient, kostengünstig und oft über weite Entfernungen. Deshalb eigenen sie sich vor allem für batteriebetriebene Geräte oder Sensoren und werden an schwer zu erreichenden oder entlegenen Orten eingesetzt, gerne auch in ländlichen Regionen mit schwacher Mobilfunkabdeckung. Anwendungsbeispiele sind Feuchtigkeitssensoren in der Landwirtschaft, Parksensoren in der Smart City oder Rauchmelder im Gebäudemanagement.
Wenn es um die Übertragung großer Datenmengen oder Echtzeitübertragungen geht, dann ist die Technologie jedoch nicht geeignet. LPWA-Netzwerke und 5G werden also in Zukunft nebeneinander existieren und sich gegenseitig ergänzen. Dies können Unternehmen in Form von hybriden Netzwerken umsetzen. Während über das LPWA-Netzwerk eine weiterwachsende Zahl von IoT-Geräten und Sensoren verbunden werden, fungiert 5G als Anschlussnetztechnologie ebenso wie zum Datentransfer von den Gateways in der Peripherie zur Cloud oder zum Hauptsystem.
Lange Zeit hielt sich die Meinung, 5G könne nicht mehr leisten als LTE, und höhere Datenübertragungsraten könnten ohnehin nicht genutzt werden oder würden nur geringfügige Verbesserungen bringen. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass dieses Argument vor allem in Bezug auf den privaten Gebrauch mit Mobiltelefonen oder Tablets angeführt wurde. Mit Blick auf das 2020 fertiggestellte Release 16 und das bis Ende 2022 geplante Release 17 wird aber schnell klar: 5G kann weit mehr, als nur schneller Daten zu übertragen. Es ist ein Standard, der speziell auf den industriellen Einsatz hin optimiert ist und immer gezielter die Bedarfe der Unternehmen bedient. So ist 5G auf dem besten Weg, sich als Maßstab für die Industrie zu etablieren.
Eine Reichelt-Umfrage unter 500 deutschen Industrieunternehmen zeigt, dass 36 Prozent von ihnen in diesem Jahr eine Neuinvestition in 5G-Technologie planen. Weitere 31 Prozent beabsichtigen Erweiterungen für bereits bestehende Systeme. Demgegenüber stehen 33 Prozent der Unternehmen, die keine Investitionen in diesem Bereich in Betracht ziehen. Selbst wenn noch nicht alle Unternehmen den 5G-Ausbau erwägen, ist es doch wichtig, sich bereits jetzt darauf vorzubereiten und weitere Schritte wie den Ausbau des Firmennetzwerkes und den sicheren Austausch von Daten voranzutreiben.
Um gut vorbereitet zu sein, sollte zudem über das Arbeiten in der Cloud, Datenklassifizierung, Multi-Faktor-Authentifizierung und Accounting nachgedacht werden. Genügend Zeit für gründliche Vorab-Tests gilt es ebenfalls miteinzuberechnen, da für die Installation von 5G-Systemen derzeit noch nicht viele Erfahrungswerte bestehen. Sobald das 5G-Netz entsprechend ausgebaut ist, können genau die Firmen, die sich bereits jetzt entsprechend vorbereiten, früher mit einem flexiblen und schnellen Netzwerk arbeiten.
Thomas Kruse, Produktmanager bei Reichelt Elektronik