Entwicklungen im IT-Management

Mehr IT-Automatisierung und -Nachhaltigkeit

26. Juli 2023, 7:00 Uhr | Interview: Dr. Jörg Schröper
„Wenn wir im Rechenzentrum die Effizienz betrachten wollen, müssen wir den aufgewendeten Input, also Stoffe und Energie, mit dem erzielten Output, also dem IT-Service, in Bezug setzen", so Holger Nickel von AixpertSoft.
© AixpertSoft

Das Management der gesamten RZ-Technik trägt zu einem guten Betrieb bei. AixpertSoft aus Aachen bietet in diesem Umfeld eine Software-Lösung an, die viele Aufgaben abdeckt. connect professional sprach mit Holger Nickel, Gesellschafter und Geschäftsführer des Herstellers über aktuelle Entwicklungen.

connect professional: Mit AixBOMS ist AixpertSoft ja schon länger auf dem Markt. Wie hat sich der Markt bis heute entwickelt und welche Veränderungen gingen damit am Produkt einher?
Nickel: Wir sind mit AixBOMS seit über 20 Jahren auf dem Markt vertreten und haben das Gesamtprodukt stetig weiterentwickelt. Kern der Software ist ein ausgereiftes technisches Repository, das eine umfangreiche Abbildung der IT-Landschaft ermöglicht, und somit die Aufgaben einer technischen CMDB (Configuration Management Database, Anm.d.Red.) wahrnehmen kann. Die Funktionsblöcke und -module zur IT-Service-Abbildung, Datacenter-Infrastructure-Management, also DCIM, und Netzwerkdokumentation haben in der letzten Dekade an Bedeutung gewonnen. Insbesondere im DCIM erleben wir eine besondere Dynamik. Zunächst auch im Rechenzentrum als Inventar-, Kabel- und Planungswerkzeug gedacht, hat sich die Software heute zum digitalen RZ-Zwilling mit Steuerungs- und Optimierungsfunktionen und Nachhaltigkeitsbewertung weiterentwickelt.

connect professional: Lässt sich ein übergreifender Trend ausmachen?
Nickel: Das ist tatsächlich so. Man kann durchaus von einem generellen Trend zu mehr IT-Automatisierung und -Nachhaltigkeit sprechen.

connect professional: Für wen eignet sich die Software – und für wen nicht?
Nickel: Die Lösung eignet sich für mittlere bis große IT-Umgebungen und hat einen besonderen Schwerpunkt auf Behördenkunden. Dies liegt einerseits am Merkmal „made in Germany“ – ein typisches deutsches Mittelstandsprodukt. Außerdem auch an der Offenheit, also der Fähigkeit der Anpassbarkeit, Betrieb und Weiterentwicklung durch den Kunden selbst. Ich würde das Produkt Kunden mit einer IT-Umgebung von weniger als zehn Schränken eher weniger empfehlen.

connect professional: Was ist das Besondere an der Lösung?
Nickel: Das umfangreiche vorkonfektionierte Datenmodell spart dem Kunden viel Modellierungs- und Customizing-Aufwand. Eine weitere Besonderheit ist die strategische Ausrichtung von AixpertSoft zur Nachhaltigkeit seit 2020 in der Forschung und Entwicklung. Dies betrifft produktseitig einerseits neue RZ-Architekturen oder -Designkonzepte wie dezentrale, geclusterte Strukturen und deren Nachhaltigkeit, andererseits auch die Integration von künstlicher Intelligenz.

connect professional: Ein dominierendes Thema – auch im RZ-Umfeld – ist derzeit die Energieeffizienz. Wie kann eine Infrastruktur-Management-Software zu einem effizienteren Betrieb beitragen?
Nickel: Energieeffizienz beginnt letztlich bei der Produktion, also der Herstellung der Produkte und deren Stoffkreislauf bis zum Recycling. Fragen, die zu klären sind, lauten: Wie energieintensiv ist die Herstellung, der Betrieb (Einsatz) und die anschließende Verschrottung oder Sekundärnutzung? Eine Infrastruktur-Management-Software legt ihren Schwerpunkt auf die Betriebsphase von der Beschaffung oder Planung bis zur Deprovisionierung und stellt die Verbindung zu Nutzungszweck und -intensität her. Aus dieser Kenntnis können wesentlich mehr Ableitungen zum effektiven Einsatz getroffen werden als mit einem singulären Messpunkt am Einzelgerät oder Einzel-CPU.

connect professional: Welche Gewerke gehören in die Überwachung und das Monitoring?
Nickel: Wenn wir im RZ die Effizienz betrachten wollen, müssen wir den aufgewendeten Input, also Stoffe und Energie, mit dem erzielten Output, also dem IT-Service, in Bezug setzen. Dies gelingt nur umfassend, wenn man neben dem typischen Netz- und System-Monitoring auf ein Monitoring für Gebäude und Anlagen – Facility –, Strom und Verlustleistungen, Klimatisierung und räumliche Temperaturverteilung auf die produzierten IT-Services sowie deren Relationen und Abhängigkeiten untereinander bauen kann. Dies kann sich allerdings sehr komplex gestalten und erfordert nicht nur technisches Produktwissen.

connect professional: Welche Anforderungen gelten an das Personal für einen optimalen Einsatz der Lösung?
Nickel: Direkt mit der Software arbeiten vorwiegend Spezialisten der jeweiligen Fachbereiche und Gewerke, ein klassisches Expertenwerkzeug also. Im typischen Einsatzszenario ist AixBOMS jedoch zusätzlich ein wichtiger Datenlieferant für Umsysteme aus dem kaufmännischen Bereich, also ins ERP-System, der Prozesssteuerung, ITSM und ESM, der Planung und IT-Bebauung, oder für die Auftragssteuerung durch einen externen Dienstleister oder Self-Service-Portale. Diese Orchestrierungs- und Integrationsfunktion ist elementar für das professionelle IT-Management.

connect professional: Sollte zum Beispiel ein Mittelständler auf Services auch in diesem Umfeld setzen, falls er selbst keine Experten einsetzen kann?
Nickel: Selbstverständlich. Durch das Nutzen einer solchen Lösung wirkt der Kunde massiv dem Fachkräftemangel entgegen, indem er seine IT-Landschaft partiell und zunehmend von einer Management-Software anstatt von seinem IT-Personal steuern lässt.

connect professional: Ein Hype-Thema ist derzeit KI. Welche Rolle kann künstliche Intelligenz im Umfeld Ihrer Software künftig spielen?
Nickel: Wir haben bereits seit Anfang 2020 Auswertungsabfragen und spezifische Datenauswertungen – sogenannte holistische Abfragen – mit ML-Algorithmen ausgestattet, um aus sehr komplexen Datenstrukturen gewünschte Ergebnisse oder Konfigurationsvorschläge ableiten zu können. Aus unserer Sicht ist insbesondere zum Thema Energieeffizienz die alleinige Verwendung und Auswertung von eingesammelten Mess- und Steuerungswerten aber nicht zielführend. Vielmehr ist die Kombination aus Messwerten aus dem Live-Betrieb, der zugrunde liegenden IT-Infrastruktur, der Einsatz- und Produktionszweck und letztlich der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens der Vorgehensplan. Auch angestrebte technische und ökologische Zertifikate spielen hier eine Rolle. KI soll also nicht nur ermitteln, wo Peaks vorliegen oder Schwellwerte überschritten werden, sondern Fehlkonfigurationen erkennen, Verbesserungs- und Bebauungspläne vorschlagen, Service-Qualitäten überwachen und im Zweifel autonom Rekonfigurationen vornehmen können –und dies alles in Einklang mit Business-Strategie und ökologischer Zielstellung.

connect professional: Das klingt anspruchsvoll …
Nickel: … das ist es auch! Aber was vor einigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, ist heute bereits vielfach Realität. So wird KI zwar nicht alle IT-Fachkräfte ersetzen, aber deren Tätigkeit vereinfachen und zunehmend Standardaufgaben in der IT-Steuerung übernehmen. Momentan experimentieren wir mit Machine Coding und weiterer Unterstützung durch KI-Technologie im Entwicklungsprozess und der Softwareentwicklung. Unser Schwerpunkt ist und bleibt jedoch die Weiterentwicklung der produkteigenen KI-Fähigkeit zu Configuration-Management, Datacenter-Infrastructure-Management und -Measurement.

connect professional: Herr Nickel, vielen Dank für das Gespräch.

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