Für den Bau von Rechenzentren bedarf es in der aktuellen Lage einer gehörigen Portion Flexibilität, um den weiterhin steigenden Bedarf zu decken. Projektverantwortliche sollten möglichst früh mit der Beschaffung beginnen und möglichst für alle Materialien auch alternative Quellen identifizieren, die gegebenenfalls einspringen können. Daneben sind auch alternative Materialien in Betracht zu ziehen, die sich möglicherweise leichter beschaffen lassen. Bei strukturellen Materialien wie Stahl und Beton ist das nahezu unmöglich, bei Fassaden erscheint das Problem hingegen weit kleiner. Zudem sollten Rechenzentrumsbetreiber ein Upgrade oder eine Umwidmung bestehender Gebäude und Infrastrukturen in Erwägung ziehen.
Die Kernkomponenten bestehender Rechenzentren zu erneuern und „Single Points of Failure" zu entfernen ist meistens nicht nur preiswerter, es ist auch die nachhaltigere Alternative zum Neubau. Überhaupt kann die gegenwärtige Situation zu positiven Veränderungen in der Branche führen, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern. On-shoring, die Beschaffung möglichst nahe am geplanten Standort, wird Off-shoring zunehmend ersetzen. Dieser Trend hat einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft vor Ort und die Nachhaltigkeit.
Win-Win-Situation
Der Fachkräftemangel wird auf absehbare Zeit eine wesentliche Herausforderung bleiben, zumal er kein neues Phänomen darstellt, sondern bereits über ein Jahrzehnt die Branche prägt. Die Pandemie beeinträchtigt zudem das Ausbildungsniveau der aktuellen Schul- und Universitätsjahrgänge, sodass Talente weiterhin Mangelware bleiben. Allerdings haben durch die Pandemie auch viele allgemein qualifizierte Arbeitnehmer ihre Stellung verloren. Dies ist ein guter Ansatzpunkt für staatliche Initiativen, die helfen, über Umschulungen von Personen aus hart getroffenen Branchen den Fachkräftemangeln in Boombranchen wie der IT zu lindern – eine Win-Win-Situation.
Dr. Alexandra Thorer ist General Manager von BCS Business Critical Solutions in Frankfurt.