Die Neuausrichtung des EEG wird nicht nur vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) als ein wichtiger Schritt für den Neustart der Energiewende gewertet. Sigmar Gabriel hat in seiner Funktion als Bundesminister für Wirtschaft und Energie Verhandlungen geführt, wie man diese Reformansätze gestalten kann. Grundsätzliche Ziele der EEG-Reform sind die Steuerung der Ausbauziele, die Kosten für den weiteren Ausbau zu senken und die erneuerbaren Energien zielführender in den Markt zu bringen. Die Bundesregierung hatte wiederum beim Gericht der Europäischen Union Klage eingereicht mit der festen Überzeugung, dass das System des EEG mit den darin enthaltenen Entlastungsregeln für stromintensive Unternehmen keine staatliche Beihilfe sei und mit EU-Recht vereinbar.
Der Strompreis ist auch aus Sicht des BMWi ein zentraler Wettbewerbsfaktor für die energieintensiven Unternehmen. Das gilt insbesondere für die Rechenzentrumsbranche, die bei höheren Stromkosten riskieren muss, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich bei wirtschaftlicher Betrachtung noch mehr leidet. Lobbying wird seit Jahren betrieben. Abwanderungen und Entscheidungen gegen den Standort Deutschland greifen bereits. Der Strompreis ist für Großkunden mit gleichmäßigem Stromverbrauch mit 14 Cent/kWh in Deutschland die obere Grenze im Vergleich zu anderen Ländern in Europa. Ein weiterer Anstieg über EEG-Abgaben gefährdet die Standort-Wettbewerbsfähigkeit.
Dr. Constantin Alsheimer (Vorstandsvorsitzender der Mainova AG) betont die Verbindung von Energiewende und dem inhärenten Einfluss auf die Menschen und die Wirtschaft auf der Hauptversammlung im Mai 2014 als wegweisend: „Es geht darum, für die Menschen in unserem Land ein zukünftiges System der Energieversorgung zu etablieren. Und es geht darum, die Menschen in unserem Land bei diesem großen Vorhaben mitzunehmen. Denn die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn sie dauerhaft Rückhalt unter den Bürgerinnen und Bürgern findet. Damit das gelingt, dürfen die finanziellen Belastungen für die Menschen nicht so groß werden. Das gilt in gleicher Weise für die Gewerbetreibenden. Insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der industriellen Produktion in Deutschland darf nicht durch zu hohe Energiekosten geschwächt werden. Das gleiche gilt ebenfalls für industrienahe und stromintensive Dienstleister, zum Beispiel für Betreiber von Rechenzentren – eben jene Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Frankfurt am Main zum digitalen Zentrum Europas gemacht haben.“
Das zeigt, dass ein Energieversorger auf höchster Stelle mit Weitblick und Verantwortungsbewusstsein eine klare Position bezieht. Betrachtet man die Energiekosten im internationalen Vergleich wird die Brisanz für den Standort Deutschland sichtbar. Anhand von Basisdaten des BMWi (2013 veröffentlicht) hat Borderstep die Preise in Euro-Cent pro kwh netto verglichen. Grundlage ist die Kategorie Industriekunden mit einer Abnahme von 10 MW, 5.000 h/a (Stunden pro Jahr). Deutschland lag schon im Jahr 2012 mit 10,5 Cent an der Spitze und in 2013 wurde der Preis deutlich erhöht, gefolgt von Großbritannien mit etwas über 10 Cent, Irland lag knapp darunter, Frankreich traf die 7-Cent-Marke, die Niederlande 7,5 Cent. In der unteren Preisregion waren die Nordländer, Schweden mit 6 Cent und Finnland sogar leicht unterhalb davon. Warnsignale für die Standortfrage sind markante Beispiele der große Internet-Giganten: Google betreibt ein Rechenzentrum in Finnland und kühlt mit Meerwasser und Facebook in Schweden. Die BMW AG, ein deutsches Unternehmen, betreibt in Island ihr HPC-Rechenzentrum bei hoher Energieeffizienz und wegen deutlich geringerer Energiekosten.