Der Neubau und die Absicherung der insgesamt drei Rechenzentren stehen bei 50Hertz somit im Mittelpunkt des Standortwechsels. Über die Datacenter mit einer Kapazität von einigen hundert Terrabyte werden alle digitalen Prozesse gesteuert. Im Auftrag von 50Hertz überwacht TÜV Rheinland die einzelnen Bauabschnitte und sichert die Qualität der Bauphasen bis hin zum Abnahmeprozess und zur Zertifizierung. „Ein Rechenzentrum zu bauen und es zu betreiben, sind zwei Paar Schuhe“, sagt Rolf Walter aus dem Bereich Data Center Services bei TÜV Rheinland. „Für beides braucht man die entsprechende Expertise. Vor und während der Bauphase kann ein externer Projektsteuerer, der über die nötigen Kenntnisse in IT und Projektmanagement verfügt, eine wertvolle Hilfe sein, die bares Geld spart – nicht nur in Planung und Bau, sondern auch in der Anpassung des Datacenters an wachsende Produktionskapazitäten. Der Projektsteuerer ermittelt die Anforderungen an das neue Rechenzentrum, koordiniert alle Maßnahmen, kennt alle Anbieter und besitzt ein breites Wissen über Kosten, Laufzeiten und Verhandlungen. So kann er den verantwortlichen CIO in allen relevanten Punkten des Neubaus entlasten“, erklärt der Diplom-Ingenieur.
Darüber hinaus unterstützt der Dienstleister das Energieunternehmen dabei, den hohen Anspruch an Verfügbarkeit für das Rechenzentrum zu erreichen. Für betriebs- und ausfallsichere Rechenzentren hat TÜV Rheinland einen eigenen Standard entwickelt, der die gewachsenen Anforderungen an Datacenter berücksichtigt. Die Prüfanforderungen sind niederlegt im „Kriterienkatalog zum Audit von Serverräumen und Rechenzentren“. Er enthält mehrere hundert Kriterien, anhand derer Technik und Prozesse von Rechenzentren bewertet werden können. Außerdem unterzieht TÜV Rheinland die Rechenzentrumsinfrastruktur einem Belastungstest: Übernehmen die Reservesysteme im Ernstfall? Diese Tests sind insbesondere bei großen Rechenzentrumsneubauten zunehmend von Bedeutung.
Der Kriterienkatalog nützt nicht nur Unternehmen, die eigene Rechenzentren betreiben wie 50Hertz, sondern ist auch für Banken und Versicherungen eine Orientierungshilfe, die diese Unternehmen etwa im Rahmen einer Kreditvergabe bewerten müssen. Der Katalog basiert auf internationalen Branchen-Normen wie der DIN EN ISO 50600, Uptime und TIA 942. Zudem haben die TÜV Rheinland-Fachleute auch eigene Best-Practice-Erfahrungen eingebracht. Auf dieser Basis begleiten die Spezialisten vom Team „Data Center Services“ auch 50Hertz durch den gesamten Implementierungsprozess bis zur Zertifizierungsreife. „Initial war wichtig zu klären, nach welcher Norm sich das Unternehmen am Ende zertifizieren lassen will, denn das gilt es bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen“, so Rolf Walter. Es gibt verschiedene Normen für die Betriebssicherheit von Rechenzentren, die sich mitunter deutlich unterscheiden. Die ISO DIN EN 50600 stellt im Brandschutz andere Ansprüche an ein Datacenter als die vergleichbaren Standard des BSI oder von Uptime. Während das eine Zertifikat automatische Ventilschließungen von Leitungen verbietet, fordert dies ein anderes Audit ausdrücklich, hier kann der „Kosten-Teufel“ im Detail stecken. Spätestens 2016 soll die Erstzertifizierung erfolgen. 50Hertz lässt sich nach dem Kriterienkatalog des TÜV Rheinland zertifizieren.