Voice-Mail gibt es in der einen oder anderen Form bereits seit ein paar Jahrzehnten. Die Anrufbeantworter sind in den verschiedensten Variationen verfügbar und haben sich seit ihren Anfängen erheblich verbessert. Trotzdem scheint es mir, dass der Voice-Mail so langsam die letzte Stunde schlägt.
In den Jahren zwischen 1969 und 1976 fand ich meinen Zugang zur Welt der Erwachsenen. Zu meiner Welt gehörten noch die Beatles, der Kalte Krieg, Willy Brandt, Jaguar E, die Menschen fuhren damals noch zum Mond und Hüfthosen sowie lange Haare gehörten zum Alltag. In der Rückschau trugen wir damals stolz unsere schaurig schönen Fashion-Statements. Zum Glück gibt es nicht mehr viele Fotos von damals von mir. Einmal ist genug... die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei!
Bei der Technologie ist es so ähnlich. Denken wir doch nur an unser erstes Telefon ohne Anschlusskabel. Mein erstes DECT-Telefon war schwer wie ein Backstein und doch bewunderten mich die Freunde und die Verwandten für diesen Meilenstein der Technik. Das Gleiche gilt für meine ersten Laptop-PC (Compaq 386), meinen ersten Taschenrechner (ebenfalls ein Backstein) und in jüngerer Zeit, mein externes CD-Laufwerk. Als diese Werkzeuge noch neu waren, staunten wir über den Fortschritt der Technik und erfreuten uns an den Neuerungen. Würden wir heute noch mit diesen Geräten arbeiten, würden wir als völlig aus der Zeit gefallen gelten und würden den Beweis für unser Hinterwäldlertum in Händen tragen.
Die Voice-Mail beziehungsweise der Anrufbeantworter ist auch so ein Relikt aus der Vergangenheit. Voice-Mail gibt es in der einen oder anderen Form bereits seit ein paar Jahrzehnten. Die Anrufbeantworter sind in den verschiedensten Variationen verfügbar und haben sich seit ihren Anfängen erheblich verbessert. Trotzdem scheint es mir, dass der Voice-Mail so langsam die letzte Stunde schlägt.
Ich behaupte dies nicht ohne Not und nicht aus Lust an der Provokation, sondern ich leite meine Aussage vom Nutzerverhalten der Jugendlichen und Kinder ab. Wann war das letzte Mal, als eines ihrer Kinder (beziehungsweise einer ihrer Enkel) eine Sprachnachricht vom Anrufbeantworter abgehört hat? Bei modernen Kindern lautet die Antwort: Nie!
Verstehen Sie mich nicht falsch. Meine Kinder beziehungsweise Enkel sind gute und gebildete Mitbürger – und Kinder ihrer Zeit. Sie ignorieren mich nicht mit Absicht. Meine Kinder beziehungsweise Enkel rufen mich auch regelmäßig an. Jedoch nicht, weil sie auf eine meiner Informationen, die ich auf ihrer Voice-Mail hinterlassen habe, reagieren. Weit gefehlt! Meine Kinder beziehungsweise Enkel rufen mich an, weil sie meinen Namen in ihrer Liste der verpassten Anrufe gefunden haben. Sie tippen einfach auf meinen Namen und schon wählt das Telefon meine Nummer. Was könnte einfacher sein?
Die traurige Wahrheit besteht darin, dass ich das Verhalten meiner Kinder beziehungsweise Enkel verstehen kann. Ich hasse es auch meine eingegangenen Voice-Mails abhören zu müssen. Heute haben wir Nutzer nichts gegen E-Mails, SMS-Texte oder Sofortnachrichten, aber das Abhören von Voice-Mail hat sich zu einer lästigen Pflicht entwickelt, welche ungeheuer viel Zeit beansprucht.
Die Sache ist die Folgende: Wir leben in einer Welt, in der Geschwindigkeit das Maß der Dinge bestimmt. Unsere geübten Augen erfassen Wörter auf einem Bildschirm viel schneller als unsere Ohren es können. Natürlich wollen wir die auf unseren Anrufbeantworter abgelegte Informationen abhören ..., aber wir wollen die Information sofort und Voice-Mail ist einfach so verdammt langsam. Einen Text kann man sofort umsetzen. Eine Voice-Mail nicht! Ein Text kann zwischen Kollegen, Familienmitgliedern und Freunden geteilt, verbessert und diskutiert werden. Eine Voice-Mail nicht! Für nahezu alle Zwecke ist eine Voice-Mail nur statisch – wie ein Felsbrocken, den man am besten nicht beachtet.