Die Internet-Adressen werden knapp! Diese Aussage ist ein alter Hut. Die Verknappung der Internet-Adressen führte hingegen zur Entwicklung neuer Techniken, zu ungebrochenem Wachstum und zu noch größeren Problemen.
Vergangene Woche stolperten wieder einmal einige ältere Router und Switches über ihre zu großen Routing-Tabellen. Erstmals in der Geschichte des Internets überstieg die Routing-Tabelle die Größe von 512.000 Einträgen. Diese Einträge werden bei einigen Gerätearchitekturen im so genannten "Ternary Content Address Memory (TCAM)" abgelegt. Damit hat das Internet zum dritten Mal in diesem Jahrhundert eine signifikante "Schallmauer" durchbrochen. Im Jahr 2003 wurde erstmals die bis damals unvorstellbare Menge von 128.000 Einträge überschritten, im Jahr 2008 waren es bereits 256.000 und jetzt 512.000 Einträge. Jedes Mal zog der Fall der "Schallmauer" erhebliche Problemen auf einigen älteren Routern nach sich.
In der Praxis wirkt sich der fehlende Platz im Router für neue Routen wie folgt aus: Die Geräte starten per Reboot neu oder verwerfen den auf der fehlenden Route zu übermittelnden Datenverkehr. Laut Cisco sollten alle von ihnen gelieferten Router und Switches, die nicht älter als zwei Jahre sind, über genügend Platz zur Ablage von mehr als 512.000 Routen im TCAM verfügen. Natürlich werden nicht alle 24 Monate alle Router in den Carrier-Netzen ausgewechselt und folglich kommt es bei Cisco-Produkten immer wieder zu Skalierungsproblemen. Laut Aussagen von Juniper Networks wurde dieses Architekturproblem bei deren Produkten bereits vor 10 Jahren gelöst. Alcatel-Lucent nutzt laut eigenen Aussagen eine andere Speicherarchitektur und ist daher von diesem Problem nicht betroffen.
Da fast alle von den verfügbaren im IPv4 (Internet-Protocol Version 4) definierten Adressen bereits genutzt werden, sollte die Anzahl der Routen eigentlich nicht mehr wachsen. Die Praxis beweist jedoch das Gegenteil. Beim IPv4 wurde bereits die gewisse Grenze überschritten, an der es zu keinem weiteren Anwachsen der Routen hätte kommen sollen. Die Erschöpfung des IPv4-Adressraums führt jedoch dazu, dass die ISPs die verbleibenden Adressen noch kleinteiliger aufteilen.