Insolvenz für Augsburger Logistik angemeldet

Also und die Weltbild-Krise

31. Juli 2015, 17:04 Uhr | Samba Schulte
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Wie angekündigt hat Also für die defizitäre Augsburger Logistik-Tochter Insolvenz in Eigenregie beantragt. Verdi kontert mit schweren Vorwürfen.

Vergangene Woche konnte der Schweizer Also-Konzern einmal mehr ausgezeichnte Geschäftszahlen ausweisen: Distributor Also hat im ersten Halbjahr 2015 den Konzernumsatz um fast 12 Prozent auf insgesamt 3,67 Milliarden Euro gesteigert. Auch der Gewinn vor Steuern stieg von gut 30 Millionen auf 36,2 Millionen Euro. Vor allem eine Umsatzsteigerung von fast 18 Prozent im Bereich Server Computing in Deutschland und Frankreich trieben das Wachstum an. Das Marktsegment Zentraleuropa (mit Deutschland) legte um 14,3 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf einen Umsatz von 2,9 Milliarden zu. Freude kam in der Konzernzentrale trotzdem nicht auf. Denn Also nutzte die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen auch zu einer bitteren Abrechnung mit der Augsburger Also Logistics Services-Sparte, also der Weltbild-Logistik, die man im vergangenen Jahr vom Hauptanteilseigner Droege zugeschanzt bekommen hat. Vier Millionen Euro Verlust habe diese allein im ersten Halbjahr 2015 angehäuft. Ohne eine umfassende Restrukturierung könne die Sparte nicht wettbewerbsfähig agieren, aber geplante Personalabbaumaßnahmen konnten nicht realisiert werden, heißt es. Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi blockierten alle Maßnahmen. Da bliebe dem Konzern nur noch ein Ausweg: Insolvenz anmelden.

Und genau dies tat Reiner Wenz, erst seit kurzem Geschäftsführer der Also-Tochtergesellschaft, kurze Zeit nach der Androhung des Konzerns: Beim Amtsgericht in Arnsberg hat er Insolvenz in Eigenregie für die Augsburger Unternehmensparte beantragt. Nun könne der Konzern unter Aufsicht des bestellten Sachverwalters Frank Kebekus an der vorher installierten Einigungsstelle vorbei einen Stellenabbau durchsetzen, befürchten Verdi und der Betriebsrat.Wenz wiederum gibt in knappen Sätzen seine Parole aus: »Das Unternehmen hat eine Zukunft und kann überleben. Dafür muss es aber saniert werden. Wir müssen jetzt das Ruder herum reißen. Und zwar gemeinsam. Dafür bleiben uns nur wenige Wochen.« Die Gesellschafter, also jene die zuvor einen Investitionstopp angekündigt haben, signalisierten nun, die Sanierung zu unterstützen, wenn alle Beteiligten bei der Restrukturierung konstruktiv mitwirken, so Wenz. Der Geschäftsbetrieb werde jedenfalls weiter gehen. Die Mitarbeiter erhalten nach der Insolvenzmeldung nun Insolvenzgeld für drei Monate. Der Weg für eine Sanierung ist wohl frei: Also spricht von Restrukturierungskosten in Höhe von acht Millionen Euro. Es gäbe Pläne die Logistik, die bisher nur für Weltbild tätig ist, für weitere Auftraggeber zu öffnen.


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