Technik als Problem und Lösung

„Der IT-Branche kommt eine besondere Verantwortung zu“

13. Dezember 2021, 12:55 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Nachhaltigkeit als Geschäftsvorteil

ICT CHANNEL: Auch organisatorisch bedeutet das eine enorme Herausforderung, weshalb die Verantwortung in einigen Industrien wie der Automobilbranche gerne einfach entlang der Wertschöpfungskette weitergereicht wird. Welche Möglichkeiten hat ein Großkonzern wie Dell Technologies, auf seine schier unendlich verzweigten Lieferketten Einfluss zu nehmen?
Lippmann: Die Herausforderung, alle Beteiligten unter einen Hut zu bekommen, ist in der Tat enorm. Unsere Lieferkette erstreckt sich über fünf Kontinente und mehr als 45 Länder, in denen jeweils eigene Gesetze und Standards gelten. Nun ist der Klimaschutz aber ohnehin eine Herausforderung, die niemand – auch nicht in der IT – allein lösen kann. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern, Kunden und Zulieferern zusammen, um die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dell Technologies war auch an der Gründung verschiedener Organisationen beteiligt, die sich für gemeinsame Standards und Ressourcenschonung einsetzen. Ein Beispiel ist NextWave Plastics: Die Organisation hat sich aus verschiedenen Technologie- und Verbrauchermarken zusammengefunden mit dem gemeinsamen Ziel, den Plastikmüll in den Weltmeeren zu verringern. Das gelingt uns, indem wir das erste globale Netzwerk mit einer ozeangebundenen Plastiklieferketten entwickelt haben.

ICT CHANNEL: Schlagen entsprechende Anstrengungen immer nur mit Kosten zu Buche, oder bringt es auch handfeste Benefits über die positive Wirkung bei weichen Faktoren wie dem Image hinaus?
Lippmann: Nachhaltigkeit ist nicht zwingend und überall mit großem finanziellem Aufwand verbunden. Wenn Unternehmen beispielsweise dazu übergehen, Material zu recyceln anstatt es immer neu zu erschaffen, können sie oft kostenneutral arbeiten oder sogar Kosten sparen. In der Technologie-Branche können Produkte für Verbraucher so designt werden, dass sie Reparaturen selbst vornehmen können und sich dadurch die Lebensdauer von Geräten verlängert. Auch bei längeren Transportwegen lassen sich CO2-Ausstoß und Kosten reduzieren, wenn Unternehmen anstatt auf Flugzeug oder Schiff auf Züge setzen. Es gibt natürlich Faktoren, bei denen sich Mehrkosten nicht vermeiden lassen: Erneuerbare Energien sind – zumindest aktuell – oft noch teurer als die fossile Erzeugung. Dennoch sind wir aber fest davon überzeugt, dass Unternehmen, die nachhaltig agieren, auch geschäftlich davon profitieren – sei es, weil sie bei Kunden oder Partnern ein positiveres Image schaffen, oder auch weil sie auf diese Weise für viele als Arbeitgeber attraktiver werden.

ICT CHANNEL: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei den Kunden heute und welchen Aufpreis sind diese bereit, dafür zu bezahlen? Gibt es hier einen Unterschied zwischen Unternehmen und Konsumenten?
Lippmann: Der Schutz unseres Klimas und der Umwelt ist ein gesellschaftliches Thema und spielt daher für viele Kunden eine große Rolle – sowohl im privaten als auch im Unternehmenssektor. Sicher ist es für den Einzelnen nicht immer einfach, sich für ein nachhaltiges und damit gegebenenfalls teureres Produkt zu entscheiden. Wir sehen aber, dass die Bereitschaft dafür insgesamt da ist und bemühen uns, alle Kunden, egal ob privat oder geschäftlich, mit offener Kommunikation bei ihrer Kaufentscheidung zu unterstützen. Es muss außerdem auch gar nicht immer auf Mehrkosten hinauslaufen. Schauen wir uns zum Beispiel Pay-Per-Use-Modelle wie APEX an, mit dem Hardware-Ressourcen As-a-Service eingekauft werden können. Hier zahlen Kunden im Zweifel sogar weniger, weil sie nur für die Ressourcen aufkommen, die sie auch verwenden.

ICT CHANNEL: Wie können Sie auch ihren Partnern und Kunden dabei helfen, nachhaltiger zu werden und wirken und damit entsprechende Potenziale für sich, die Gesellschaft und Umwelt zu heben?
Lippmann: In erster Linie können wir mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen wie sich Nachhaltigkeit und erfolgreiches Unternehmertum gut miteinander verbinden lassen. Jede Firma muss hier aber ihren ganz eigenen Weg finden, denn die Voraussetzungen und Ressourcen sind schließlich überall andere. Eines gilt aber für alle: Wenn nachhaltiges Wirtschaften funktionieren soll, muss das Thema ganz hoch auf der Unternehmensagenda stehen.

ICT CHANNEL: Wie weit sehen Sie die Welt und IT-Branche auf dem Weg zu mehr Nachhhaltigkeit?
Lippmann: Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Aber wir sind auch fest davon überzeugt, dass gerade die IT- und Technologiebranche mit ihrer Innovationskraft bestens aufgestellt ist, um spürbar positive Veränderungen zum Schutz der Umwelt und unserer Lebensräume zu bewirken. IT ist in vielen Bereichen sogar der Schlüssel zu wirklich nachhaltigen Ergebnissen, denken wir beispielsweise an Smart Cities, an Remote-Arbeitsplätze oder auch an digitale Lösungen in der Landwirtschaft oder bei der Energieversorgung. Wichtig ist, dass wir die Bewältigung dieser Aufgabe als Gemeinschaftsprojekt verstehen: Industrie, Politik und Umweltorganisationen und letztlich wir alle müssen zusammenarbeiten, um die gesteckten Ziele zu erreichen.


  1. „Der IT-Branche kommt eine besondere Verantwortung zu“
  2. Transparenz als Grundlage
  3. Nachhaltigkeit als Geschäftsvorteil

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