Lars, but not Least

Herdentrieb der smarten Thermostate

29. Juli 2022, 9:42 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Allmorgendlicher Netzkollaps

Smarte Klimaanlage
Das smarteste Thermostat nützt nichts, wenn die Benutzer es nicht bedienen können.
© StockPhotoPro - AdobeStock

Dieses Problem wird sich künftig sogar noch deutlich verschärfen, wenn mehr Heizungen auf elektrisch getriebene Systeme wie Wärmepumpen umgestellt werden und gleichzeitig die schnell verfügbaren fossilen Kraftwerke vom Netz gehen. „Da wir den Wärmesektor elektrifizieren, um das Netz zu dekarbonisieren, wird diese so genannte Lastsynchronisation schon in naher Zukunft zu einem echten Problem werden“, warnt Zhang. Die beiden Wissenschaftler rechnen dadurch mit einer nochmals um 50 Prozent erhöhten Spitzenlast just zu einer Zeit, in der alternative Energiequellen nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen. Und auch die geplanten Pufferspeicher der Elektroautos stehen just in diesem Zeitfenster nicht als Ausgleich zur Verfügung, da sie für den Arbeitsweg möglichst voll geladen sein sollen. Müssten dann doch wieder die fossilen Kraftwerke einspringen, könnte das den gesamten Einsparungseffekt der Elektrifizierung zunichtemachen, so Lee.

Zudem sehen die Wissenschaftler schon heute reichlich verschenktes Potenzial. Sie haben für die von ihnen untersuchten Haushalte errechnet, dass diese mit ihren smarten Steuerungen aktuell im Durchschnitt lediglich Einsparungen von 5 bis 8 Prozent erzielen. Im besten Falle wären nach ihrem dafürhalten indes etwa 25 bis 30 Prozent möglich. Dafür allerdings müssten die Geräte vor allem eines werden: smarter. Hauptaufgabe wäre es somit, die Software nachhaltig zu verbessern. Statt nur das einzelne System des eigenen Gebäudes oder höchstens noch des eigenen Hersteller-Ökosystems müssten sie sich deutlich besser vernetzten und sowohl im Großen das gesamte Netz als auch im Kleinen lokale Faktoren wie die Witterung enger in ihre Betrachtungen mit einbeziehen.

Und sie müssten den Nutzern mehr Aufgaben bei ihrer Steuerung und Einstellung abnehmen. Denn wie sich in der Untersuchung auch gezeigt hat, sind diese offenbar mit der Administration ihres smarten Zuhauses selbst über die komfortable App-Steuerung meistens noch heillos überfordert. Ein Großteil der Nutzer lässt ihre smarten Gehilfen deshalb einfach mit den Standardeinstellungen laufen. Genau das befördert das Problem der verstärkten Lastspitzen jedoch weiter. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, „denn es geht um die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre von Hausbesitzern“, ist sich auch Zhang bewusst. Dennoch lautet sein klares Fazit: „Letztendlich müssen wir die intelligenten Thermostate aber noch intelligenter machen“. Nur so können sie dereinst tatsächlich das erfüllen, was ihre Hersteller schon seit Jahren versprechen.

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