Neben den neuen Impulsen im Stammgeschäft profitiert die Imaging-Branche zunehmend von der Digitalisierung. Nicht umsonst hat mit der Photokina auch die weltgrößte Fotomesse ihren Turnus geändert (siehe Kasten). Statt alle zwei Jahre findet die Photokina in Köln nun jedes Jahr statt, wird aber gleichzeitig von sechs auf vier Tage verkürzt. Dafür verbreitert sich das Themenspektrum: Neben klassischer Kameratechnik werden auch KI, Security, Automotive und 3D-Druck auf der Messe vertreten sein.
In der Industrie 4.0 sollen Imaging-Systeme die Prozessoptimierung für produzierende Maschinen unterstützen, indem sie erkennen, wann eine Wartung nötig ist. Schleichende Verschlechterungen im Produktionsprozess werden dank der Kopplung von optischen Systemen und Qualitätsvorgaben frühzeitig erkannt. Auch im Bereich öffentlicher Infrastrukturen hilft die automatisierte Selbstbeobachtung bereits bei der Wartung. Der Londoner Nahverkehr etwa setzt ein Schienenüberwachungssystem ein, bei dem zwei speziell für diese Aufgabe entwickelte Kameras vorne an die Personenzüge montiert sind. Sie sammeln kontinuierlich Daten, die nachts von einem Bildverarbeitungs-system ausgewertet werden und den Betreibern Hinweise darauf geben, welche Schienen repariert oder ausgetauscht werden müssen.
Auch 3D-Druck, von vielen als Beginn der nächsten industriellen Revolution eingeschätzt, ist auf Imaging-Lösungen angewiesen. »Es ist erst ein paar Jahre her, dass wir auf der Photokina in Köln die ersten Druckverfahren gesehen haben, die Bilderdrucke mit einer dreidimensional wirkenden Oberfläche herstellen konnten. Nun werden in dem Verfahren sogar ganze Häuser innerhalb von nicht einmal 24 Stunden gedruckt. Kaum eine Branche, die nicht vom sich im atemberaubenden Tempo weiterentwickelten 3D-Druck betroffen ist und sich den Herausforderungen dieser neuen Form der Fertigung stellen muss«, bestätigt PIV-Geschäftsführer Christian Müller Rieker. Dabei ist Hausbau zwar ein spektakuläres Feld im 3D-Umfeld, bei weitem aber nicht das bedeutendste. Das Additive Manufacturing wird in der Medizin, in der Werkzeug- und Ersatzteilherstellung, im Automobil- und Flugzeugbau sowie in der Raumfahrt, aber auch von der Spielwarenindustrie intensiv genutzt und weiterentwickelt. Ob menschliche Organe, Zahnprothesen, Körper-gelenke oder andere Knochenteile, ob spezielle Bauteile, von denen nur noch die Pläne existieren oder Prototypen neuer Produkte und Modelle für Architekturbüros – die Anwendungen für den 3D-Druck sind schier unendlich.
Die Markftorscher von IDC prognostizieren einen Anstieg der weltweiten Ausgaben für 3D-Druck bis 2021 um etwa 16 Milliarden Euro. Dieses Jahr soll das Marktvolumen rund zehn Milliarden Euro betragen, was einem Wachstum von circa 20 Prozent gegenüber 2017 entspricht. Diese Summe betrifft die Ausgaben für Hardware, 3D-Software, Materialien und Dienstleistungen – auch für Imaging-Technologie, ohne die der 3D-Druck nicht denkbar wäre.