Manager, die Einbußen bei der Produktivität befürchten und daher vehement auf Präsenzkultur am Arbeitsplatz pochen, können von Kollegen wie Lancom-Gründer Ralf Koenzen (im CRN-Interview) lernen. »Wir hatten am ersten Tag des Lockdowns noch die Befürchtung, dass eine fast vollständige Verlagerung unserer Geschäftsabläufe in den privaten Bereich zu merklichen Einbrüchen bei der Produktivität führen würde. Dann durften wir sogar feststellen, dass in einigen Gruppen fast schon das Gegenteil der Fall war«, sagt er.
Attila Ilkin, Geschäftsführer ICS, pflichtet ihm bei: »Arbeitsergebnisse weichen weder qualitativ noch quantitativ von den im Büro erbrachten Leistungen ab«. Die Corona-Situation habe »eine neue Vertrauensbasis gegenüber den Mitarbeitern geschaffen«, die aus ihren Homeoffices die Geschäfte bei Allied Telesis am Laufen gehalten haben, hören wir von Christan Rannetshauser, Channel-Chef EMEA.
Sogar »mehr rausholen« ist möglich
Bedarf es noch mehr Stimmen, um notorische Homeoffice-Verweigerer im Management, die einen Kontrollverlust über ihre Mitarbeiter fürchten, vom Gegenteil zu überzeugen? Dann könnte man die verwegene Frage in den Raum stellen, ob man aus Mitarbeitern im Homeoffice nicht noch mehr rausholen könnte, als wenn sie im Büro arbeiten? Sicher, meint Ilkin, der nicht in diese Kategorie von Führungskräften gezählt werden will. »Sorge bereitet mir auf lange Sicht die Arbeitszeit der meisten Mitarbeiter, die sich insgesamt verlängert hat«. Nach einer solchen »Sorge« sehnen sich Human Ressourcen planende Excel-Fetischisten regelrecht.
Die Corona-Krise könne helfen, Hürden zu nehmen, meint Otto Schell, Vize-Chef der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Hürden im Kopf vor allem, die ortsungebunden arbeitenden Mitarbeitern pauschal wenig Eigenverantwortung zusprechen, dafür aber viel Eigennutz unterstellen. »Auch die Führung muss sich in solchen Zeiten verändern. Eine neue Art von Vertrauen wird wichtig«, plädiert Schell für mehr Mut zu modernen Arbeitsplatzkonzepten.