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Massive Marktkonsolidierung

Autor: Redaktion connect-professional • 23.2.2008 • ca. 2:20 Min

Übernahmen kleinerer Hersteller durch größere hat es immer gegeben, doch 2007 haben Milliarden-Deals Aufsehen erregt, die den Markt dramatisch verändern. Große, dominierende BI-Hersteller haben sich unter das Dach noch größerer IT-Anbieter geflüchtet. Zuletzt hat Cognos einen »Partner« gesucht und ihn in IBM gefunden, zuvor hatte sich Business Objects feilgeboten und in SAP einen spendablen Käufer angetroffen, am Anfang der Reihe stand die Übernahme Hyperions durch Oracle. Die beiden Matadore Business Objects und Cognos wuchsen im vergangenen Jahr langsamer als der BI-Markt, die Zukunftsaussichten trübten sich offenbar nachhaltig ein. Ein großer Teil ihrer Funktionalität für Abfragen, multidimensionale Analysen und Berichte gilt heute als Commodity und wird namentlich von Microsoft quasi nebenbei angeboten: als Teil des Datenbanksystems SQL Server und gebündelt im Performance Point Server. Die vier größten Software-Hersteller der Welt – IBM, Microsoft, Oracle und SAP – werden künftig mehr als die Hälfte des BI-Marktes kontrollieren, dessen Volumen IDC auf sieben Milliarden Dollar schätzt. Diese Riesen werden versuchen, an die Kunden möglichst viel von ihrer Funktionalität im Paket zu verkaufen. Eine gute Nachricht für Unternehmen, die es mit möglichst wenigen Lieferanten zu tun haben wollen, eine schlechte für IT- und Fachabteilungen, die für ihre jeweiligen Zwecke das Geeignetste aussuchen wollen. Es ist zu erwarten, dass die IT-Kolosse die zugekauften Programme enger mit ihren sonstigen Produkten verzahnen werden. Microstrategy, einer der verbliebenen selbständigen BI-Wettbewerber, möchte daraus Kapital schlagen und Anwender abwerben. Um Bestandskunden mit gemischten Szenarien nicht zu verprellen, werden aber voraussichtlich auch Schnittstellen zu Software anderer Hersteller von den IT-Riesen weiterhin unterstützt werden. Ein Bekenntnis zur Heterogenität hat namentlich IBMs Software-Chef Steve Mills aus diesem Anlass bereits abgelegt. Immerhin noch fast die Hälfte des BI-Marktvolumens entfällt weiterhin auf unabhängige Anbieter. Der mit Abstand größte ist nun SAS Institute, spezialisiert auf anspruchsvolle und teuere Datenanalysen inklusive Datenintegration, mit einem Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Dollar und einem überdurchschnittlichen Wachstum. Andreas Bitterer, Analyst und Vice President bei Gartner, glaubt, dass sich die Marktkonsolidierung fortsetzen wird. »Informatica und Qliktech würden gut zu Hewlett-Packard passen«, spekuliert der Branchenkenner. HP hat letztes Jahr mit dem Neoview-Angebot einer skalierbaren Datenbank Ambitionen in Sachen BI an den Tag gelegt. Informatica aus Kalifornien ist der letzte größere Anbieter von Software für das Extrahieren, Transformieren und Laden (ETL) von Daten, der weiterhin selbständig ist, und das schwedische Unternehmen Qliktech hat mit hauptspeicherbasierten flexiblen Auswertungen von sich reden gemacht. Gut zusammenpassen würden Bitterer zufolge außerdem der nun wieder eigenständige Datenbankhersteller Teradata aus Ohio im Mittleren Westen der USA, spezialisiert auf Data Warehousing, und der Business-Intelligence-Allrounder SAS Institute. In der Tat haben die beiden Firmen im vergangenen Herbst bereits eine engere Zusammenarbeit beschlossen. Ebenso wie SAS aus North Carolina an der amerikanischen Ostküste befindet sich auch der in New York ansässige BI-Hersteller Information Builders weitgehend im Privatbesitz des Gründers und kann damit über das eigene Schicksal freier entscheiden als börsennotierte und vom Kapitalmarkt getriebene Unternehmen. Als Alternativen hält Bitterer Open-Source-Software von Anbietern wie Actuate, Jaspersoft oder Pentaho für respektabel und bei kleineren Projekten für erwägenswert. Vielleicht sind diese Firmen Übernahmekandidaten für die Strategen von Sun Microsystems, die ihre Open-Source-Palette gerade um den schwedischen Datenbankhersteller MySQL erweitert haben.