Künstliche Intelligenz

Change for a Running System

22. September 2020, 12:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Ersetzt mich die KI?

Trotz ihrer technologischen und ökonomischen Bedeutung birgt Künstliche Intelligenz auch Risiken, die in ihren unterschiedlichen Ausprägungen immer wieder Gegenstand der öffentlichen Diskussion sind. Während in den acht Vergleichsmärkten Sicherheitsbedenken beim Einsatz von AI als größtes Risiko wahrgenommen werden (24 Prozent), sorgen sich deutsche Experten vergleichsweise stark um mangelnde Transparenz (23 Prozent), den Verlust von Arbeitsplätzen (22 Prozent) und den „algorithmic bias“, also eine systematische, unfaire Verzerrung durch die Anwendung von Algorithmen (16 Prozent). Hier ist laut Deloitte allerdings zu beachten, dass bei der Risikobewertung auch kulturelle Faktoren eine Rolle spielen, denn die Angst vor Arbeitsplatzverlusten ist in Deutschland traditionell besonders ausgeprägt. „Beim Thema Risiken ist wichtig, dass wir nicht nur als Gesellschaft darüber diskutieren, wo und wie AI angewendet werden soll, sondern auch, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung hier bewusst werden und diese aktiv wahrnehmen“, macht Milan Sallaba deutlich. „Sie müssen Risiken und Bedenken aktiv begegnen und hier besteht in Deutschland noch Nachholbedarf. Unsere Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es in vielen Unternehmen offenkundig noch an entsprechendem Inhouse-Wissen, auch und besonders bei der Bewertung von Algorithmen, fehlt.“ Bei der Frage nach konkreten Trainingsmaßnahmen zu Ethik oder dem Auditieren und Testieren von AI-Systemen liegen deutsche Unternehmen in sechs von sieben Kategorien zum Teil erheblich hinter dem internationalen Durchschnitt.

Gekommen, um zu bleiben
Zusammenfassend belegen die Ergebnisse, dass Deutschland beim Thema AI im internationalen Vergleich gut dasteht. Von verlorenem Anschluss könne nicht die Rede sein, resümieren die Studienverantwortlichen. Nichtsdestotrotz gebe es noch Handlungsbedarf. Über 70 Prozent der befragten Spezialisten gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz das eigene Unternehmen und sogar die zugehörige Branche verändern wird. Artificial Intelligence ist gekommen, um zu bleiben.

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Steffen Wischmann, BMWi
Steffen Wischmann, Leiter der Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)
© BMWi

Nachgefragt: Anwendung von KI in der Produktion
funkschau: Was sind die Vorteile und Stolpersteine bei der Implementierung von KI im Bereich Produktion?

Steffen Wischmann: Hauptvorteil von KI ist die schnelle Analyse großer Datenmengen. In der Produktion fallen diese bei der Auswertung von Anlagen oder Prozessen an und können oft manuell nicht oder nur langwierig untersucht werden. Allerdings funktioniert KI heute bislang nur bei wirklich großen und gut aufbereiteten Datenmengen – wobei auch genügend Störereignisse enthalten sein müssen, damit die KI richtig lernen kann. Da solche Mengen nur bei den wenigsten Firmen anfallen, wäre Data Sharing zwischen Unternehmen sehr sinnvoll. Für den flächendeckenden Einsatz von KI in der Produktion muss dann neben der Einheitlichkeit von Daten gewährleistet sein, dass durch das Teilen der Daten keine sensiblen Informationen abgeleitet werden können.

funkschau: In welchen Bereichen der Produktion bietet der Einsatz von KI die meisten Chancen?

Wischmann: Durch schnelle Datenanalyse kann KI einen großen Beitrag zur Optimierung von Fertigungsprozessen und Anlagen leisten. Dies betrifft alle Bereiche der Produktion – vom Qualitätsmanagement in der Montage, der In-time-Beschaffung von Rohstoffen, Zusammenstellung geeigneter Lieferketten bis hin zur Predictive Maintenance. Bei Letzterer können Anlagen gewartet werden, bevor sie kaputt gehen und Produktionsstopps verursachen.

funkschau: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um KI sinnvoll zu nutzen?

Wischmann: Um KI nicht nur in der Produktion nutzen zu können, ist neben der Herausforderung eine hinreichend gute Datengrundlage zu bilden, nicht zuletzt der Aufbau von Know-how nötig. Es braucht hier beim Endanwender vor allem Wissen, um den richtigen Einsatz und die Grenzen verschiedener KI-Methoden, das weit über konkrete Programmierkenntnisse hinausgeht. Zudem muss jedes Unternehmen sicherstellen, dass die neue Technologie in der eigenen Belegschaft akzeptiert wird. Aktuell gibt es noch zahlreiche Vorurteile und Skepsis bezüglich des Einsatzes und der Möglichkeiten von KI – hier ist noch viel Aufklärung notwendig. Der KI-Innovationswettbewerb des BMWi ist hier ein wichtiger Baustein.


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