Gleichberechtigung in der IT-Arbeitswelt

Der richtige Zeitpunkt, um den Gender Gap zu überwinden

12. März 2021, 7:01 Uhr | Autor: Jakob Kobabe / Redaktion: Diana Künstler
© Jozef MiÄ?ic-123rf

Trotz Förderungsprogrammen und Stipendien ist die IT-Branche nach wie vor klar männerdominiert. Welche Auswirkungen hatten die letzten Monate und inwiefern wurden deutsche Unternehmen tatsächlich gen "Next Normal" katapultiert?

In den letzten Monaten sind bislang heiß diskutierte Themen einer von Covid-19 dominierten, öffentlichen Agenda gewichen. Doch an den altbekannten Baustellen hat sich dadurch wenig geändert. Der Fachkräftemangel ist immer noch da und das trotz der Tatsache, dass in deutschen Unternehmen kurzfristig deutlich konservativer gehaushaltet wurde und folglich weniger Stellen ausgeschrieben waren.

Der IT-Fachkräftemangel hat sich in den letzten Jahren drastisch verschärft. Damit gehen massive Folgen einher, wie die aktuelle „So arbeitet Deutschland“-Studie (siehe Infokasten) belegt: Fehlendes Wissen (43 Prozent), schlechtes Betriebsklima (39 Prozent) und verminderte Arbeitsqualität (35 Prozent) sehen die befragten Experten aus der IT-Branche als schwerwiegendste Auswirkungen dieser Entwicklungen. Auf lange Sicht könnte die derzeitige Krise den War for Talents besonders im Digitalbereich sogar noch deutlich verstärken.

Unternehmen waren angesichts der aktuellsten Ereignisse von heute auf morgen gezwungen, einen möglichst großen Anteil ihrer Belegschaft ins Homeoffice zu schicken. Eine Lösung, die mit vielen „neuen“ Herausforderungen einhergeht: der Spagat zwischen Job und Kinderbetreuung, fehlende IT-Infrastruktur, etablierte Analog-Prozesse, Führung auf Distanz und mangelnde Erfahrungen mit Remote Work. Die Corona-Krise könnte also durchaus zum Anlass genommen werden, die Digitalisierung der Geschäftsprozesse sowohl intern als auch über Unternehmensgrenzen hinweg, deutlich schneller voranzutreiben als dies zuvor der Fall war. Vor allem dort, wo diese Projekte noch nicht ausreichend umgesetzt wurden, hat die Pandemie jüngst große Missstände aufgedeckt, die es jetzt schnellstmöglich zu beheben gilt. Karrieretechnisch könnten die langfristigen Folgen der Krise dabei gerade auch für Frauen positiv ausfallen. Trotz Förderungsprogrammen und Stipendien sind diese in der IT bislang noch immer unterrepräsentiert. Da Fachkräfte in der IT-Branche weiterhin und unter Umständen sogar mehr denn je gesucht werden, ist jetzt der Zeitpunkt, dies zu ändern.

Über die Studie

Seit mehr als drei Jahren veröffentlicht SThree die Studie "So arbeitet Deutschland". Ziel der Studienreihe ist es, wichtige Einblicke in die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten, indem Arbeitnehmer und Freelancer zu wichtigen und aktuellen Themen der Arbeitswelt befragt werden. Die verwendeten Daten der aktuellen repräsentativen Studie beruhen auf einer Online-Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kantar, an der 1.990 Personen (1.149 Festangestellte und 841 Freelancer) aus der IT-Branche, dem Ingenieurwesen sowie einem Querschnitt aller weiteren Branchen in Deutschland im Februar 2020 teilnahmen. Insgesamt 788 Männer der Studie arbeiten in Festanstellung, während 704 selbständig sind. Von den 498 befragten Frauen waren 361 fest angestellt und 137 Freelancerinnen. Von den fast 2.000 Studienteilnehmern arbeiten 662 im IT-Sektor und 772 im Engineering-Bereich, der Rest von 556 verteilt sich auf sonstige Branchen. 261 Freelancer, darunter 26 Frauen arbeiten im IT-Sektor, 297 Freelancer im Engineering-Sektor, davon 37 Frauen.

Männerdominierte IT-Branche auf der Suche nach jungen Talenten

Für die schnelllebige und innovationsgetriebene IT-Branche braucht es interdisziplinäres Wissen und verschiedene Herangehensweisen – „bunte“ Teams werden diesem Anspruch gerecht. Doch in diesem Bereich herrscht hierzulande nach wie vor Aufholbedarf. Weibliche IT-Fachkräfte lassen sich kaum finden – und um das zu ändern, muss schon sehr früh angesetzt werden, indem etwas Grundlegendes verändert wird: unser Bildungssystem. Eigentlich eine einfache Rechnung: Nur wenn wir mehr weibliche IT-Fachkräfte ausbilden, stehen diese später auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Leider erscheint dieses Berufsfeld nach wie vor wenig attraktiv für viele junge Frauen zu sein. Unverkennbar herrscht eine männerdominierte Kultur vor – umso nachvollziehbarer, dass sich Frauen dort weniger wohlfühlen.

In Sachen Karriere sieht es hierzulande für weibliche Fachkräfte nicht besser aus: weniger Geld und schlechtere Karrierechancen als die männlichen Kollegen. Die Studie deckte unlängst auf, dass zwei Drittel der befragten Frauen in der IT-Branche bereits aufgrund ihres Geschlechts Benachteiligungen im Arbeitsalltag erleben mussten. Sie wurden nicht nur seltener befördert, sondern bekamen diese ungleiche Behandlung auch in Sachen Gehalt zu spüren. Der sogenannte Gender Pay Gap ist dabei nicht allein auf die hohe Teilzeitquote weiblicher Beschäftigter zurückzuführen. Jede zweite Befragte fordert deshalb mehr Transparenz hinsichtlich des Gehalts.


  1. Der richtige Zeitpunkt, um den Gender Gap zu überwinden
  2. Rahmen- und Arbeitsbedingungen mit großem Optimierungspotenzial

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