Egal ob Unternehmen oder Stadt – gewisse Faktoren ähneln sich bei der Digitalisierung. Zwei Digitalverantwortliche und ihre Erfahrungen.
Wozu braucht es Digitalisierung?
Saskia Steinacker: Eine wachsende und alternde Weltbevölkerung braucht bessere und nachhaltige Lösungen für Gesundheit und Ernährung. Daten und darauf aufbauende digitale Lösungen bieten dafür großartige Möglichkeiten. Im Gesundheitsbereich geht es darum, Krankheiten früher zu erkennen, individualisierte Therapien zu entwickeln und neue Medikamente schneller und effizienter zu den Patienten zu bringen. Etwa, indem Diagnosebilder mit Hilfe Künstlicher Intelligenz analysiert oder Krebszellen und deren Reaktionen auf Wirkstoffe virtuell simuliert werden. In der Landwirtschaft können wir dafür sorgen, dass Farmer aufgrund von Datenauswertungen von ihrem Feld und der Umwelt bessere Entscheidungen treffen. Damit können sie Pflanzenschutz- und Düngemittel zielgerichteter einsetzen und so Umwelteinflüsse reduzieren. Auch neues Saatgut entwickeln wir schneller mit Hilfe von digitalen Lösungen in Forschung und Entwicklung.
Nicole Huber: Die Stadt Heidelberg möchte mit neuen, digitalen Angeboten die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger weiter erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt und ansässiger Unternehmen steigern, die Standortfaktoren verbessern und die digitale Fachkompetenz weiterentwickeln. Die digitale Stadt Heidelberg macht dabei genau das, was Heidelberg schon seit Jahrhunderten auszeichnet: Wir nutzen sehr konsequent die Chancen, die sich aus Innovationen ergeben. Dabei steht immer der Mensch im Mittelpunkt. So gehen wir es auch bei der Digitalisierung an: Wir nutzen die Digitalisierung, um das Leistungsniveau in allen Lebensbereichen zu verbessern. Das reicht von neuen Formen der Bürgerbeteiligung über Bildungsangebote bis hin zu smarten Lösungen in den Bereichen Medizin, Energie und Verkehr.
Wie sieht Digitalisierung bei Ihnen konkret aus?
Steinacker: Digitalisierung hat keinen Selbstzweck, sondern muss nah am Geschäft sein. Im Fokus steht bei uns die Wertschöpfungskette in
allen drei Divisionen – Consumer Health, Crop Science und Pharmaceuticals: Von Forschung und Entwicklung über die Produktion bis zu Marketing und Vertrieb. Deshalb gibt es bei Bayer auch nicht einen Chief Digital Officer, sondern ein Gremium, in dem unter anderem die Vorstandsmitglieder und Chefs der Divisionen vertreten sind. In diesem Gremium werden Entscheidungen getroffen, die die gemeinsame Basis unserer Digitalen Transformation betreffen.
Huber: Zum einen erweitern wir durch digitale Angebote den Service für die Bürgerinnen und Bürger, zum anderen profitieren auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Heidelberg davon. Zum Beispiel können dank der digitalen Bauakte Bauherren, Architekten und Fachämter gemeinsam elektronisch auf Bauakten zugreifen – mit individuellen Lese- und Schreibrechten. Ein Gewinn für alle Beteiligten. Grundsätzlich wollen wir durch die intelligente Nutzung innovativer Technologien im Sinne einer Digitalen Stadt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Routineaufgaben entlasten, so dass sie künftig mehr Zeit für komplexere Aufgaben haben.