Agile Transformation im ITK-Sektor

Eine Blaupause für andere Unternehmen?

27. März 2025, 17:05 Uhr | Autor: Stephen Wilde / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Übertragbarkeit auf andere Branchen

Die ITK-Branche hat agile Methoden bereits in den 1990er-Jahren eingeführt und profitiert seither von Modellen wie Scrum-Teams, DevOps-Ansätzen und Continuous Delivery. Doch lassen sich diese Modelle auf andere Branchen übertragen?

Die praktische Anwendung zeigt sowohl Potenzial als auch Grenzen. Kundenorientierung und iterative Prozesse sind branchenübergreifend von zentraler Bedeutung. Allerdings stehen produzierende Unternehmen vor spezifischen Herausforderungen durch regulatorische Vorgaben und etablierte Produktionsprozesse. Während ITK-Unternehmen Veränderungen agil umsetzen können, benötigen traditionelle Industrien wie der Automobilsektor längere Entwicklungszyklen. Auch die Führungsstrukturen unterscheiden sich grundlegend: ITK-Unternehmen praktizieren flache Hierarchien, während klassische Industrien oft hierarchisch organisiert sind.

Der Finanzsektor und öffentliche Dienst stehen vor ähnlichen Transformationsherausforderungen. Banken und Versicherungen implementieren zunehmend agile Praktiken, um ihre Marktreaktionsfähigkeit zu verbessern und kundenzentrierte Lösungen zu entwickeln. Im öffentlichen Sektor bieten agile Grundsätze besonders in der Softwareentwicklung und Prozessdigitalisierung Vorteile, müssen jedoch mit rechtlichen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht werden.

Best Practices für eine erfolgreiche agile Transformation

Trotz dieser Unterschiede gibt es viele Ansätze, um agile Methoden auch in anderen Sektoren zu implementieren. IT-Dienstleister setzen verstärkt auf DevOps-Praktiken, um IT-Services flexibler und effizienter bereitzustellen und binden ihre Kunden stark in den Entwicklungsprozess ein, um passgenaue Lösungen zu schaffen.

In der Industrie können agile Prinzipien dabei helfen, Produktionsprozesse anzupassen und schneller auf veränderte Marktanforderungen zu reagieren. Ein agiler Coach ist dabei ein Sparringspartner für die Entwicklung einer passenden Unternehmenskultur. Organisationen müssen eine offene Kommunikation etablieren und Teams zu eigenverantwortlichem Handeln befähigen. Führungskräfte entwickeln sich dabei zu agilen Coaches, die ihre Teams unterstützen und begleiten.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der individuellen Anpassung agiler Praktiken an branchenspezifische Anforderungen. Ein hybrider Ansatz, der klassische Projektmanagement-Methoden mit agilen Prinzipien kombiniert, kann in regulierten Branchen eine praktikable Lösung sein. Beispielsweise könnten CIOs in Handelsunternehmen agile Methoden nutzen, um digitale Marktplätze schneller an Kundenbedürfnisse anzupassen, während Netzbetreiber agile Modelle zur Optimierung ihrer Infrastrukturprojekte einsetzen.

Die erfolgreiche Umsetzung einer agilen Transformation

Die agile Transformation ist komplex, folgende Maßnahmen können dabei helfen:

  • Professionelle Beratung: Diese ist sinnvoll, wenn keine eigene Erfahrung mit agilen Methoden gegeben ist. Professionelle Coaches können bei der Einführung agiler Frameworks unterstüzen und bei den einzelnen Transformationsschritten begleiten.
  • Agile Werte leben: Eine erfolgreiche Transformation basiert auf der konsequenten Verankerung agiler Werte wie Transparenz, Eigenverantwortung und einer konstruktiven Fehlerkultur in der Organisation.
  • In Weiterbildung investieren: Mitarbeitende und Führungskräfte benötigen fundierte Schulungen, um ein gemeinsames Verständnis agiler Prinzipien zu entwickeln. Ein Agile Coach hilft dabei, das Gelernte in der Praxis umzusetzen.
  • Technologische Voraussetzungen schaffen: Moderne IT-Infrastrukturen und Tools sind essenziell, sie bilden das Fundament für agile Prozesse.
  • Schrittweise vorgehen: Eine iterative Einführung agiler Praktiken ermöglicht es, aus Erfahrungen zu lernen und Ihre Transformation nachhaltig zu gestalten.

Mit ITK-Expertise zur agilen Organisation

Die ITK-Branche bietet als Vorreiter wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen, die agile Methoden adaptieren möchten. Allerdings sollten diese an die jeweiligen Rahmenbedingungen und die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Branche angepasst werden. Eine vollständige „Blaupause“ oder ein universeller Ansatz existiert daher nicht. Vielmehr sollten Unternehmen die Prinzipien der Agilität an ihre individuellen Anforderungen, Unternehmenskultur und Struktur anpassen.

Stephen Wilde ist Gründer und Geschäftsführer der Wilde-IT GmbH in Ludwigsburg

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