CRN: Heißt das, die angestrebten Verhaltensweisen müssen sich zum Beispiel auch in den Beurteilungssystemen, Beförderungskriterien und Rekrutierungsschemata widerspiegeln?
Dierke: Ja, denn nur dies ermöglicht eine Nachhaltigkeit jenseits der Frauenquote. Eine wirklich zukunftsorientierte Lösung muss vereinfacht gesprochen, die »Hardware« und die »Software« bedienen. Das heißt, zum einen muss die Frauenquote als Anspruch »technisch« mit Zielgrößen und Zeitvorgaben konkretisiert werden, und zum anderen müssen die Entscheidungsträger daran arbeiten, sich selbst kritisch zu hinterfragen und für neue Verhaltensweisen zu öffnen.
Houben: Denn Frauen haben kein Monopol auf die eher ihnen zugeschriebenen Verhaltensweisen – dasselbe gilt für die Männer. Es geht hier um ein Verhaltenspotenzial, das in den bisher Männer-dominierten Gremien systematisch ausgebaut werden sollte. Denn nur dann können Unternehmen – neben der Erweiterung des Talentpools – den eigentlichen Nutzen der Frauenquote heben.
Bernhard Kuntz
Zu den Interviewten: Dr. Kai Dierke und Dr. Anke Houben (Email: office@dierkehouben.com) sind Managing Partner der Top Management Beratung Dierke Houben Associates, Consultation in Leadership Dynamics, Zürich. Sie beraten und coachen Vorstände und Geschäftsführungen seit vielen Jahren in wirksamer Führung und Zusammenarbeit. Kai Dierke war nach seiner Zeit als Berater bei McKinsey bis 2003 Mitglied der Konzernleitung der Winterthur Versicherung. Anke Houben ist nach Erfahrungen bei Bertelsmann und der Arthur D. Little Strategieberatung heute zudem Coach am INSEAD Global Leadership Center, Fointainebleau, und beim WEF World Economic Forum in Genf.