Hindernisse auf dem Weg zur Datenautobahn
Runder Tisch: Forum Datacenter & Infrastruktur – Der Status quo und die weitere Entwicklung rund um die passiven und aktiven Komponenten waren Thema der Zusammenkunft, zu der Network Computing eingeladen hatte – Zündstoff genug für hitzige Diskussionen. Die aktuelle Marktsituation sorgte für zusätzliche Spannung.

- Hindernisse auf dem Weg zur Datenautobahn
- Hindernisse auf dem Weg zur Datenautobahn (Fortsetzung)
- Außerirdische unterwegs
- Es darf nichts kosten
- Gütesiegel als Kundenschutz
- Hindernisse auf dem Weg zur Datenautobahn (Fortsetzung)
- Keine 10-Gigabit-Apps
- Hindernisse auf dem Weg zur Datenautobahn (Fortsetzung)
- Marktautomatismus


André Gerlach, Sprecher der Bildungsinitiative der Netzwerk-Industrie (BdNI), forderte eingangs die Runde auf, zum aktuellen Stand der Normierung für die passiven Komponenten im Sog des 10-Gigabit-Ethernet Stellung zu nehmen.
Hans-Jürgen Niethammer, Leiter europäisches Marketing bei Tyco Electronics und involviert in verschiedenen Normierungsgremien: »Die Applikations-Norm IEEE 802.3AN für Kupferverkabelung ist bereits seit Sommer 2006 ratifiziert. Die Verkabelungs-Komitees sind daran gegangen, die Channel-Werte für die Klasse EA (bis 500 MHz) und FA (bis 1000MHz) festzulegen.« Die Reihenfolge der Normierung: Erst werde die Norm international, danach für Europa, schließlich für Deutschland fixiert. Die Zeit deutscher Alleingänge sei endgültig vorbei.
ISO 11801 habe für die Normierung der Channel-Werte das Amendment 1.1 für EA und FA vorgeprägt. Die Standardisierung der Link- und Komponentenwerte im Rahmen des Amendment 1.2 ist nach Niethammer in den USA gerade erst gestartet worden. Er geht davon aus, dass zumindest der Draft für die erste Normierungsänderung in der kommenden Sitzung in Korea Anfang September, trotz taktischen Geplänkels der Hersteller, verabschiedet werden wird. Die Channel-Hauptparameter der Klasse E bezeichnet er als stabil. »Auf dieser Basis wird für die Klasse F auf 500 MHz extrapoliert, für die höhere Frequenz der so genannte Alien-Next-Effekt hinzugerechnet.«
Niethammer gibt sich optimistisch: »Ist der Draft 1.1 in trockenen Tüchern, wird das für die Kunden, die Unternehmen gleichbedeutend mit Planungssicherheit für 10G sein.« Messgeräte, welche die kommenden Channel-Standards berücksichtigten, gebe es bereits. Er verweist auf den deutschen Beitrag zum Amendment 1.2 unter den Fittichen der ISO: »Sie hat sich für das Matrixmodell der Fachhochschule Reutlingen entschieden, um darüber die Channel-Werte auf die Komponentenwerte herunterzubrechen.« Für die Bestimmung der Komponentenanforderungen habe das ISO-11801-Gremium ein vereinfachendes, auf Excel basierendes Modell von Tyco Electronics akzeptiert. Daraus, wiederum, könnten die Hersteller Leitfäden für ihre Produktentwicklungen ableiten.
Alleinstellungsmerkmale
Hadi Stiel, freier Journalist und Mit-Moderator der Runde, fragt, wo bei soviel Standardisierungsbestrebungen die Alleinstellungsmerkmale der Kupferverkabelungssystem-Hersteller blieben.
Stefan Klotzbücher, Distribution-Account-Manager für Schweiz + Deutschland bei Fluke Networks, in dieser Funktion auch für die Kabelmessprodukte zuständig: »Alleinstellungsmerkmale hin, Alleinstellungsmerkmale her: Die Planungs- und Ausführungssicherheit für unsere Kunden ist uns wichtiger.« Mit dem kommenden Channel-Standard sieht er – ähnlich wie Niethammer – gute Voraussetzung für die Kunden geschaffen. Allerdings räumt er ein: »So lange das Amendment 1.2 nicht durch ist, werden wir normkonform nur den Channel prüfen können.«
Gerlach wittert ob späterer Normierungsschritte mögliche Draft-Differenzen. »Die Produktoptimierung ist weiterhin der Normierung voraus.« Werden neue Drafts verabschiedet, könnten die später nicht den Parametern in den Verkabelungsprodukten entsprechen. »Also, meine Herren, wie schützen Sie ihre Kunden, damit die nicht mehr die negativen Erfahrungen wie mit der Einführung der Klasse E durchleben müssen?«
Mario Schleider, System-Application-Manager bei Tyco Electronics, verweist auf das ratifizierte Dokument IEEE 802.3AN für 10 Gigabit. Damit liege ein stabiler Applikations-Standard für die Unternehmen vor, auf den sie vorbehaltlos und ohne Frucht vor späteren Unstimmigkeiten bauen könnten, ist er überzeugt. »Werden zusätzlich die Verkabelungskomponenten im Link gemäß den Channel-Vorgaben verbaut, können die Unternehmen und Planer sicher sein, dass selbst 10-Gigabit-Applikationen darüber vollends lauffähig sind.« Zumal die Installateure im Feld auf Testgeräte für eine Abnahme nach den neuen Channel-Vorgaben zurückgreifen könnten. »Werden anschließend gemäß diesen Vorgaben die Komponenten getestet, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.« Das alles mache die Unternehmen und Planer weitgehend unabhängig von der weiteren Normierung.