Die steigende Datenmenge durch Smart Homes, Smart Cities oder vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) etwa von Aufzügen kann nur mit Hilfe von Cloud-Computing bewältigt werden. „Dabei kommt es allerdings auch darauf an, so früh wie möglich die nützlichen von den überflüssigen Daten zu trennen“, weiß Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect bei AWS. Er und sein Team helfen Unternehmen, schon bei der Entwicklung von IoT-Projekten und Programmierung von IT-Prozessen dabei nur die relevanten Daten zu nutzen. Das beginnt bereits bei der Applikation, die es zu verbessern gilt, um Leistung und Netzwerkverkehr zu optimieren. „Nur Unternehmen, die hier schon die richtigen Hilfsmittel nutzen, profitieren später von geringeren Latenzzeiten und IoT-Geräten, die unabhängig von der Netzwerk-Verfügbarkeit handlungs- und entscheidungsfähig bleiben. Gerade für die in Deutschland weit verbreite Fertigungsindustrie haben kurze Latzenzzeiten und eine möglichst lokale Computing-Kapazität eine große Bedeutung“, so Gonzalez weiter.
Neue Brücken für deutsche Unternehmen
„Für den deutschen Mittelstand und das produzierende Gewerbe bieten neue Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz und selbstlernende Maschinen große Potenziale.“, sagt Dr. Constantin Söldner, Experte für Cloud Automation und Softwareentwicklung bei Söldner Consult in Nürnberg. „Mit Hilfe dieser Technologien können Unternehmen noch enorm viele Ressourcen einsparen oder ihre Produktivität steigern.“ Unternehmen ohne Cloud-Computing bleibt der Zugang zu Technologien wie künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen versperrt..
Mit neuen Hybrid-Angeboten bauen Cloud-Anbieter genau für diese Unternehmen eine attraktive Brücke in die Wolkenwelt. AWS präsentierte auf der re:invent in Las Vegas die neuen AWS Outposts, ein von AWS verwalteter Service, der die AWS-Infrastruktur, AWS-Services, Programmierschnittstellen und Entwicklertools in praktisch jedes Rechenzentrum bringt. AWS-Dienste wie Datenverarbeitung, Speicher oder Datenbanken können lokal auf diesen Outposts ausgeführt und trotzdem nahtlos in die AWS-Cloud eingebunden werden. Auch eine VMware-Version der Outposts wird 2020 verfügbar, die dann alle Vorteile einer Hybrid-Lösung inklusive extrem kurzer Latenzzeiten mit den AWS-Diensten und deren Skalierbarkeit verknüpft.
Bisher waren solche Hybrid-Lösungen nur für Kunden von Azure, IBM und Google verfügbar. Besonders für die individuellen Anforderungen der deutschen Unternehmen, die sehr häufig noch eigene Mainframe-Server in Rechenzentren betreiben, sind derartige Hybrid-Lösungen attraktiv.
Laut Branchenverband Bitkom ist der einzige Hemmschuh für eine ungebremste Nachfrage nach Cloud-Computing die mangelhafte Netzanbindung und der schleppende Ausbau leistungsfähiger Breitbandanschlüsse. Im Sinne der deutschen Unternehmen bleibt zu hoffen, dass sich dies bald ändert.
Tillmann Braun ist Fachjournalist und lebt in Stuttgart.